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Vergewaltigungsvorwurf gegen Wikileaks-Gründer:Rolle rückwärts im Fall Assange

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Die Wahrheit, verzweifelt gesucht: Schwedens Justiz ermittelt nun doch wieder gegen den Internet-Aktivisten Julian Assange - zwei Frauen erheben schwere Anschuldigungen.

Gegen Julian Assange, den Gründer von Wikileaks, wird von der schwedischen Justiz wieder ermittelt: Es geht um den Verdacht auf Vergewaltigung in einem Fall sowie sexuellen Zwang und sexuelle Belästigung in einem zweiten Fall. Assange bestreitet alle Vorwürfe.

Schon vor knapp zwei Wochen sah sich der Internet-Aktivist mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert. In Foren und Blogs wurde daraufhin über Schuld oder Unschuld des Wikileaks-Gründers und schließlich auch über Verschwörungstheorien gerätselt - Assange selbst hat Andeutungen gemacht, das Pentagon habe ihn reingelegt, nachdem Wikileaks Tausende US-Geheimdokumente ins Internet gestellt hatte. Er sei von australischen Geheimdienstkreisen gewarnt worden, dass es Bestrebungen gebe, seine Internetseite zu diskreditieren, sagte er im August. Er sei vor "schmutzigen Tricks" und vor "Sex-Fallen" gewarnt worden.

Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor zwei Wochen hatte eine Staatsanwältin den Verdacht auf Vergewaltigung dann jedoch für unbegründet erklärt und stufte den Verdacht im zweiten Fall von "sexueller Belästigung" auf "Belästigung" herunter.

Nun ermittelt Schwedens Justiz aber wieder gegen den Internet-Aktivisten wegen Verdachts auf Vergewaltigung: Die Oberstaatsanwaltschaft in Stockholm teilte am Mittwoch mit, dass erneut eine Voruntersuchung gegen den 39-jährigen Australier eingeleitet wird. Dies sei das Ergebnis einer erneuten Überprüfung des Falls, sagte Oberstaatsanwältin Marianne Ny.

Mit der neuen Einstufung haben die schwedischen Behörden zum zweiten Mal seit der Aussage von zwei Frauen gegen Assange vor knapp zwei Wochen ihre Bewertung des Falls komplett geändert. Erst hatte die zuständige Staatsanwältin gegen den Australier einen Haftbefehl ausgestellt, der innerhalb von 24 Stunden zurückgenommen wurde. Kurz darauf hatte eine andere Staatsanwältin den Verdacht auf Vergewaltigung dann für unbegründet erklärt.

Die inzwischen zuständige Oberstaatsanwältin Ny erklärte widerum, sie bewerte die Vorwürfe anders. Zu Einzelheiten wollte sie nicht Stellung nehmen.

Assange ist mit Wikileaks durch die Veröffentlichung von US-Geheimdokumenten zum Afghanistankrieg international bekanntgeworden. Der Internetdienst stellte im Juli Zehntausende geheime Dokumente des US-Militärs zum Afghanistankrieg ins Netz. Die Server des Dienstes stehen in Schweden. Der Wikileaks-Gründer hat bei der schwedischen Zuwanderungsbehörde eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung beantragt.

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