Süddeutsche Zeitung

Venezuela:Nur noch überleben

Die Sanktionen gegen das Land müssen aufgehoben werden.

Von Christoph Gurk

Seit Freitag ist klar: Das Coronavirus ist auch in Venezuela angekommen. Überraschend ist das nicht, dennoch aber ist es eine katastrophale Nachricht. Denn auf dem ganzen Kontinent dürfte es kein Land geben, das so schlecht vorbereitet ist auf einen Ausbruch wie der sozialistische Karibikstaat. Die Welt muss Venezuela nun beistehen, mit Hilfsgütern, die von der Regierung in Caracas dann natürlich auch ins Land gelassen werden müssen. Gleichzeitig aber müssen auch die USA ihre harten Sanktionen aufheben.

Eingesetzt 2015, richteten sie sich vor allem gegen Angehörige des Sicherheitsapparats. Unter Donald Trump wurden die Maßnahmen aber immer weiter ausgeweitet, längst treffen sie große Teile der Bevölkerung. Millionen Menschen sind unterernährt, das Gesundheitssystem kollabiert. Die Sanktionen sind nicht die Ursache der Krise, sie haben sie aber verschärft. Schon 2017 klagte Nicolás Maduro, dass Devisen für Medizin fehlten. Und die UN zeigten sich nicht nur besorgt über die Gewalt in Venezuela, sondern auch wegen der Folgen der Sanktionen.

Nun hat sich die Situation verschärft. Angesichts einer Epidemie werden die Venezolaner jede Hilfe brauchen, die sie bekommen können. Darunter fällt auch ein Aussetzen der Sanktionen. Es geht nun nicht mehr um Politik. Es geht ums nackte Überleben.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2020
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