Süddeutsche Zeitung

Venezuela:Guaidó ruft zu Marsch auf Caracas auf

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Mit einem landesweiten Protestmarsch auf Caracas will Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó den Druck auf Staatschef Nicolás Maduro weiter erhöhen. Vor Tausenden Anhängern in der venezolanischen Hauptstadt kündigte der selbsternannte Interimspräsident am Samstag eine Rundreise durch das Land an, zu deren Abschluss er das Datum für den Marsch bekanntgeben werde.

"Es kommen harte Tage auf uns zu. Das Regime wird versuchen, uns zu spalten", sagte Guaidó bei der Kundgebung. "In diesem Kampf ist es fundamental, dass wir weiter auf die Straße gehen." Guaidó sprach von der Ladefläche eines Pick-ups zu seinen Anhängern. Sicherheitskräfte hatten den Aufbau einer Bühne am ursprünglich geplanten Kundgebungsort verhindert. Bei der in den kommenden Tagen startenden Reise will Guaidó Menschen in der Provinz für seinen Marsch auf Caracas gewinnen. "Die Eroberung der Räume wird friedlich, verfassungsgemäß und geordnet sein", schreibt er auf Twitter. Allerdings machte er auch deutlich, dass die Zeit für den "falschen Dialog" abgelaufen sein.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas reagierte ebenfalls über den Kurznachrichtendienst. Er sicherte Guaidó die deutsche Unterstützung zu und drohte Staatschef Maduro mit Sanktionen. Wörtlich schrieb er: "Der internationale Druck auf Maduro muss hoch bleiben. Wir sind in der EU bereit, zusätzliche Sanktionen zu verhängen, wenn es nötig wird. Wir lassen uns nicht ein auf Maduros Zeitspiel. Unsere Unterstützung für Juan Guaidó ist unumstößlich."

Guaidó hatte sich am 23. Januar selbst zum Interimspräsidenten erklärt und damit den in einer umstrittenen Abstimmung wiedergewählten Staatschef Nicolás Maduro offen herausgefordert. Neben Deutschland erkennen zahlreiche weitere Länder Guaidó mittlerweile als rechtmäßigen Übergangspräsidenten an. Venezuelas Militär aber steht hinter Nicolás Maduro.

Staatschef versammelt Anhänger bei Kundgebung gegen "Imperialismus"

Auch der Staatschef mobilisierte in den vergangenen Tagen Tausende Anhänger. Parallel zu dem Protest der Opposition rief er zu einer Demonstration gegen den "Imperialismus" auf. "Heute sind wir mehr denn je Antiimperialisten. Wir werden uns nie ergeben!", schrieb Maduro auf Twitter. Seine Anhänger marschierten durch die Innenstadt zum Präsidentenpalast Miraflores. "Wir sind ein Volk, das Widerstand leistet", sagte Außenminister Jorge Arreaza auf der dortigen Kundgebung. Der Präsident der regierungstreuen Verfassungsgebenden Versammlung, Diosdado Cabello, beschwor den Zusammenhalt zwischen der Bevölkerung und den Streitkräften. "Diese Einheit wird jeden Tag stärker", sagte er.

Neben den wochenlangen Machtkämpfen legen seit Donnerstagabend auch massive Stromausfälle Teile des Landes lahm. In Krankenhäusern sorgte der Blackout für chaotische Zustände. Die meisten Kliniken haben keine Generatoren oder nutzen sie nur in Notfällen. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Médicos por la Salud (Mediziner für die Gesundheit) starben während des Stromausfalls in den Krankenhäusern des Landes mindestens 17 Patienten. Guaidó hatte zuvor sogar von mindestens 79 Todesopfern gesprochen. Auch das ecuadorianische Außenministerium nennt diese Zahl.

Der Stromausfall ist einer der schwersten und längsten in der jüngeren Geschichte des Landes. In Caracas fuhr auch am Samstag die U-Bahn noch nicht; viele Läden blieben geschlossen. Hunderte Reisende saßen an Flughäfen fest.

Die genaue Ursache für den Stromausfall ist bislang unklar. Die Maduro-Regierung machte die USA für den Blackout verantwortlich, der durch einen Cyberangriff ausgelöst worden sei. Maduro zufolge gab es am Samstag einen weiteren Cyberangriff. Dieser habe die Bemühungen "zunichte gemacht", die Stromversorgung wieder in Gang zu setzen, sagte er in Caracas. Experten und die Opposition werfen dagegen der Regierung von Maduro vor, nicht genug in die Infrastruktur investiert zu haben und deshalb für den Stromausfall verantwortlich zu sein.

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