Süddeutsche Zeitung

Venezuela:Alle US-Botschafter haben Venezuela verlassen

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In der Krise zwischen den USA und dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro hat das restliche US-Botschafterpersonal das südamerikanische Land verlassen. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte via Twitter, dass alle zuletzt noch verbliebenen Mitarbeiter am Donnerstag ausgereist seien. Sie würden nun von anderen Orten aus dabei helfen, die venezolanische Bevölkerung mit Hilfsgütern zu versorgen und "die demokratischen Akteure, die sich tapfer der Tyrannei widersetzen, unterstützen".

Die USA hatten am Montag bereits angekündigt, das komplette Personal abziehen zu wollen. Wenig später verwies Staatschef Maduoro die Mitarbeiter das Landes und gab ihnen 72 Stunden Zeit für die Ausreise. Maduro hatte seinerseits bereits im Januar die diplomatischen Beziehungen zu den USA abgebrochen. Er reagierte damit auf die Unterstützung Washingtons für seinen Widersacher Juan Guaidó, der sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten erklärt hatte. Ein Großteil der US-Diplomaten hatte daraufhin Venezuela verlassen, eine kleine Besetzung aber war bis zum Donnerstag in der Botschaft in Caracas geblieben.

Neben der politischen Krise litt Venezuela zuletzt auch unter massiven Stromausfällen. Die knapp bemessenen Lebensmittel verfaulten, Menschen mussten Wasser aus Flüssen schöpfen, in den Krankenhäusern starben Menschen. Der öffentliche Nahverkehr brach zusammen, an den Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. In der zweitgrößten Stadt Maracaibo berichteten Geschäftsleute von Millionenverlusten wegen Plündereien.

Nach Angaben von Informationsminister Jorge Rodríguez ist die Stromversorgung mittlerweile wieder komplett hergestellt. Die Versorgung mit fließendem Wasser funktioniere wieder in 80 Prozent des Landes. Nach einer mehrtägigen Zwangspause nahmen die Venezolaner am Donnerstag auch ihre Arbeit wieder auf.

In dem seit Wochen andauernden Machtkampf zwischen Maduro und Guaidó war der Kollaps der Energieversorgung schnell zum Politikum geworden. Maduro sprach von einem "Strom-Krieg". Seine Regierung machte einen von den USA und der Opposition geplanten Cyberangriff für den Stromausfall verantwortlich. Die Regierungsgegner hingegen sehen die Ursache in Korruption, Missmanagement und mangelnder Wartung der Anlagen in dem kriselnden Ölstaat. Guaidó versuchte, die Wut vieler Venezolaner über den Stromausfall in einen breiten Volksaufstand zu verwandeln. Das gelang ihm zwar nicht, dennoch gab sich der 35-Jährige siegessicher: "Wir sind kurz davor, unsere Freiheit zurückzuerobern."

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