Süddeutsche Zeitung

USA:Weißes Haus will offenbar Außenminister Tillerson loswerden

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Das Weiße Haus will offenbar Außenminister Rex Tillerson loswerden. Er soll in den nächsten Wochen durch CIA-Direktor Mike Pompeo ersetzt werden, berichtet die New York Times. Die Zeitung beruft sich auf hochrangige Regierungsvertreter. Ob US-Präsident Donald Trump dem Plan bereits zugestimmt hat, ist unklar.

Neuer CIA-Chef dürfte der New York Times zufolge der Senator Tom Cotton aus Arkansas werden. Dieser habe bereits seine Bereitschaft zum Wechsel an die Spitze des Geheimdienstes signalisiert. Cotton habe sich im Senat als Trumps vielleicht wichtigster Verbündeter bei Fragen der nationalen Sicherheit und der Einwanderung erwiesen.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, reagierte mit einem halbherzigen Dementi auf die Spekulationen über eine bevorstehende Ablösung von Tillerson. "Es gibt derzeit keine Personalien zu verkünden", sagte sie. Das Kabinett konzentriere sich auf seine Arbeit, Tillerson führe weiterhin das Außenministerium.

Eine Sprecherin des Außenministeriums bezeichnete die Spekulationen als nicht zutreffend. Trumps Stabschef John Kelly habe das Ministerium darüber informiert, dass Berichte über Pläne im Weißen Haus zu einem Wechsel im State Department nicht der Wahrheit entsprächen. Tillerson sei handlungsfähig, genieße seinen Job und werde in der nächsten Woche nach Europa reisen, um sich mit Amtskollegen aus vielen Ländern zu treffen. Tillerson wird in Brüssel, Wien und Paris erwartet.

Dennoch: Die Beziehung zwischen Außenminister Tillerson und Trump ist seit Monaten angespannt. Schon im Juli soll Tillerson Trump als "moron" (deutsch: Trottel) bezeichnet und seinen Rücktritt aus dem Kabinett in Erwägung gezogen haben. Er dementierte das zwar, doch die Differenzen zwischen den beiden waren offensichtlich.

So soll Tillerson bereits des Öfteren seinen Frust darüber geäußert haben, wie wenig Trump von Außenpolitik verstehe. Ganz besonders verärgert hätten ihn der New York Times zufolge Trumps Worte über den Aufmarsch von Neonazis in Charlottesville, als der Präsident "beiden Seiten" die Schuld an der Eskalation gab. Tillerson sagte daraufhin in einem Fernsehinterview, der Präsident spreche nur für sich selbst.

Und auch Trump stellte seinen Chefdiplomaten immer wieder öffentlich in Frage: Anfang November sagte Trump dem Sender Fox News, er wisse nicht, ob er den Ex-Manager für die gesamte Amtszeit auf dem Posten belassen werde. Er sei nicht glücklich darüber, dass einige im Außenministerium seine Politik nicht unterstützten, beklagte sich Trump.

Das vorzeitige Ende von Tillersons Amtszeit hatte sich also bereits seit Längerem abgezeichnet. Wann genau er den Posten verlassen soll, ist allerdings noch nicht klar. Der New York Times zufolge ist der Schritt für Anfang des Jahres zu erwarten. Mit rund einem Jahr wäre es die kürzeste Amtszeit eines US-Außenministers seit beinahe 120 Jahren.

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