Süddeutsche Zeitung

USA:Heftige Proteste an Unis gegen Gaza-Krieg

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In einigen Bundesstaaten gibt es bei den propalästinensischen Demonstrationen Festnahmen. In Los Angeles wird eine Großveranstaltung bei einer traditionellen Abschlussfeier abgesagt.

In den USA halten die Proteste an Universitäten gegen den Gaza-Krieg an. Die University of Southern California in Los Angeles sagte jetzt eine geplante Großveranstaltung bei der traditionellen Abschlussfeier ab. Mit Verweis auf besondere Sicherheitsvorkehrungen werde ein für Mai geplantes Event auf der Hauptbühne, zu dem 65 000 Menschen erwartet wurden, nicht stattfinden, teilte die Universität im Bundesstaat Kalifornien mit. Andere Veranstaltungen für die diesjährigen Absolventen seien aber weiterhin geplant.

In den vergangenen Tagen hatten sich die propalästinensischen Demonstrationen an Universitäten ausgeweitet und teils verschärft. In Los Angeles nahm die Polizei mehr als 90 Menschen fest, die während Demonstrationen auf das Gelände der University of Southern California vorgedrungen sein sollen, wie der US-Sender CNN berichtete. Demnach sollen Demonstranten auf dem Campus der privaten Universität unter anderem Zelte aufgeschlagen haben. Ein Mensch sei zudem wegen eines Angriffs mit einer tödlichen Waffe festgenommen worden, sagte Kelly Muniz, Sprecherin der Polizei Los Angeles, dem Sender zufolge, ohne weitere Details zu nennen. Verletzte gab es demnach nicht.

Stunden zuvor war es im texanischen Austin Medienberichten zufolge zu aggressiven Szenen gekommen. Polizisten in Schutzkleidung nahmen an der University of Texas auf Anweisung von Texas' Gouverneur Greg Abbott mindestens 34 Demonstranten fest, wie die Washington Post berichtete. Zuvor hätten Hunderte Studenten Vorlesungen und Seminare verlassen, um zu fordern, dass sich die Schule von Unternehmen trenne, die mit Israel Geschäfte machen.

Auch am Emerson College in Boston im Nordosten des Landes gab es Szenen von Rangeleien und Berichte von mehreren Festnahmen. Teilen der Protestierenden wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen, deren Ziel unter anderem die Beseitigung des Staates Israel ist. Die Hamas hatte mit ihren Massakern und den Geiselnahmen in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres den Gaza-Krieg ausgelöst.

Zunächst waren vor allem die New Yorker Universitäten Columbia und New York University (NYU) sowie die Yale University im US-Bundesstaat Connecticut betroffen. Mehr als hundert Demonstranten wurden dort zwischenzeitlich festgenommen - sie hatten sich geweigert, nicht genehmigte Proteste zu beenden.

Am Mittwochabend hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Proteste kritisiert. "Was auf den Universitätsgeländen Amerikas passiert, ist schrecklich", sagte Netanjahu in einer Videobotschaft. "Antisemitische Mobs haben führende Universitäten übernommen. Sie fordern die Vernichtung Israels. Sie greifen jüdische Studenten an. Sie greifen jüdische Lehrkräfte an. Das erinnert an das, was in den 1930er-Jahren an deutschen Universitäten geschah."

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