Süddeutsche Zeitung

USA:Hauch von Landesverrat

Trumps Schwiegersohn hat offenbar private Außenpolitik betrieben.

Von Hubert Wetzel

Es gibt in der Affäre um Jared Kushner - dem jüngsten Drama, das sich rund um Donald Trump entfaltet - derzeit sehr viel mehr offene Fragen als gesicherte Fakten. Bekannt und unbestritten ist: Der Schwiegersohn des US-Präsidenten hat kurz vor dessen Amtsantritt den russischen Botschafter in Washington gebeten, einen geheimen Gesprächskanal nach Moskau einzurichten, am damals noch amtierenden Präsidenten Barack Obama vorbei.

Danach beginnen die Fragen: War das Ungeduld? Dummheit? Naivität? Wichtigtuerei? Oder schon Landesverrat? Trump war im Dezember 2016, als sein Schwiegersohn dem russischen Diplomaten die Bitte unterbreitete, der Wahlsieger. Aber er war noch nicht Präsident. Er wartete in New York darauf, am 20. Januar 2017 sein Amt anzutreten. Was gab es für die Leute im Trump Tower also so Dringendes und Geheimes mit Moskau zu besprechen, das nicht noch sechs Wochen hätte warten können? Vertraute Kushner den Russen allen Ernstes mehr als dem diplomatischen Apparat der USA?

Mag sein, dass es für diese Vorgänge eine unschuldige Erklärung gibt. Wenn ja, sollte das Weiße Haus schnell damit rausrücken. Momentan sieht es so aus, als habe Kushner versucht, im Namen seines Schwiegervaters eine Art private Außenpolitik gegenüber Russland zu inszenieren, die jener der Regierung zuwiderlief. Das könnte eine Straftat gewesen sein.

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Quelle:
SZ vom 29.05.2017
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