Süddeutsche Zeitung

Vorwahlen der Demokraten:Bernie Sanders gewinnt in New Hampshire

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Der US-Senator Bernie Sanders hat die Vorwahlen zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten in New Hampshire gewonnen. "Lassen Sie mich diese Gelegenheit nutzen, um den Menschen in New Hampshire für einen großartigen Sieg heute Abend zu danken", sagte Sanders am Mittwoch vor Anhängern in Manchester, New Hampshire. Pete Buttigieg, der 38-jährige ehemalige Bürgermeister von South Bend, Indiana, belegte den zweiten Platz, nachdem er an Sanders in der vergangenen Woche beim chaotischen und umstrittenen ersten Nominierungswettbewerb in Iowa vorbeigezogen war. US-Senatorin Amy Klobuchar, die nach einem starken Debattenauftritt am Freitag auf einen Durchbruch hofft, lag auf dem dritten Platz.

Joe Biden, der ehemalige Vizepräsident, war einst der Spitzenreiter im Rennen der Demokraten. Er landete nach seinem vierten Platz in Iowa nun auf dem fünften Platz. "Es ist nicht vorbei, Mann. Wir fangen gerade erst an," sagte Biden vor Anhängern in South Carolina. US-Senatorin Elizabeth Warren, die ähnliche Ziele wie Sanders verfolgt, wurde Vierte und wird sich wie Biden Fragen über ihre weitere Wahlkampagne gefallen lassen müssen. Noch vor drei Monaten galt sie in New Hampshire als Favoritin.

Kein guter Start für Joe Biden

Biden (77) hatte in landesweiten Umfragen lange in Führung gelegen, es aber in Iowa nur auf den enttäuschenden Platz vier geschafft. Biden hatte daraufhin bereits gewarnt, dass er auch in New Hampshire schlecht abschneiden könnte. Das extrem schwache Ergebnis dürfte seine Kampagne jedoch beschädigen: Sein Nimbus als aussichtsreichster Bewerber scheint gebrochen. Auch die nötigen Parteispenden dürften nun schwieriger einzuwerben sein. Biden gab sich indes kämpferisch. Bislang hätten erst zwei Bundesstaaten abgestimmt, sagte er. "Der Kampf, um Donald Trumps Präsidentschaft zu beenden, hat gerade erst begonnen", sagte er vor Unterstützern in South Carolina. In dem Staat wird am 29. Februar abgestimmt.

Der linke Senator Sanders aus Vermont beschreibt sich selbst als "demokratischen Sozialisten" und ist vor allem bei jungen Wählern beliebt. Er will unter anderem das Gesundheitssystem drastisch umbauen. Er wirft Buttigieg mangelnde Erfahrung vor. Der frühere Bürgermeister der Stadt South Bend wiederum hält Sanders vor, dass dessen zahlreichen Wahlversprechen nicht finanzierbar seien. Buttigieg stellt sich als Kandidat der Mitte dar, der auch von Trump enttäuschte Republikaner für sich gewinnen will.

Die Kandidaten Andrew Yang und Michael Bennet gaben nach enttäuschenden Ergebnissen im unteren einstelligen Prozentbereich das Ende ihrer Wahlkampagnen bekannt. Damit bemühen sich immer noch neun Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Partei. Ursprünglich waren es mal rund 30 Bewerber gewesen. Bei den Republikanern wiederum gelten die Vorwahlen nur als Formsache: Präsident Donald Trump hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz.

Das Ziel: Delegierte und Schwung für die nächsten Wochen

Bei den Vorwahlen in New Hampshire werden nur 24 Delegiertenstimmen für den entscheidenden Nominierungsparteitag im Sommer vergeben. Um sich die Präsidentschaftskandidatur der Partei zu sichern, muss ein Bewerber fast 2000 Stimmen gewinnen. In New Hampshire geht es daher vor allem in ihrer Signalwirkung zu Beginn des langen Vorwahlkampfs: Ein gutes Abschneiden kann Kandidaten wichtigen Rückenwind geben, eine Niederlage kann dazu führen, dass die Parteispenden zurückgehen und Bewerber aufgeben müssen. Die erste große Entscheidung, bei der es um Hunderte Delegiertenstimmen gehen wird, steht am 3. März an. Am sogenannten "Super Tuesday" wird in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten abgestimmt werden, unter anderem in Kalifornien, der Bundesstaat, in dem die meisten Delegiertenstimmen vergeben werden.

Die Vorwahlen ziehen sich dann noch bis Juni hin. Anschließend küren beide Parteien offiziell ihren Präsidentschaftskandidaten. Die Präsidentenwahl ist für den 3. November angesetzt.

Eine große Unbekannte im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ist noch der frühere New Yorker Bürgermeister Mike Bloomberg. Der Multimilliardär kandidierte in den relativ kleinen Staaten Iowa und New Hampshire nicht, sondern setzt auf einen Erfolg in den großen Staaten am "Super Tuesday". Bloomberg hat dort bereits zig Millionen US-Dollar für Fernsehwerbung ausgegeben. Er nimmt keine Spenden an, sondern finanziert seinen Wahlkampf selbst. In zwei landesweiten Umfragen war er jüngst auf die Plätze drei und vier gekommen.

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