Süddeutsche Zeitung

US-Bundesstaat Oregon:Krawalle zwischen Linken und Rechten in Portland

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Sie zogen mit Gasmasken, Brustpanzern, schwarzen Schilden und Darth-Vader-ähnlichen Helmen auf. Viele fürchteten: in den Kampf. Am Samstag trafen in Portland, im US-Bundesstaat Oregon, rechte und linke Demonstranten aufeinander, die Polizei nahm mehrere Menschen in Gewahrsam, es kam zu Zusammenstößen. Aber nicht zu den befürchteten blutigen Unruhen, wie sie Portland in diesem Jahr schon häufiger gesehen hat - wohl auch weil die Polizei die Kundgebungen diesmal schon frühzeitig auflöste, als Flaschen und Steine geworfen wurden.

Die rechten Gruppen Patriot Prayer und Proud Boys hatten zu einer Demonstration in einem Park aufgerufen, um den Patriot-Prayer-Gründer Joey Gibson zu unterstützen. Gibson kandidiert für die Republikanische Partei von US-Präsident Donald Trump für einen Sitz im US-Senat. Er hat sich Portland schon zum dritten Mal im diesem Sommer für die Aufmärsche seiner Patriot Prayer ausgesucht. Kommt es zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten, sichert ihm das mediale Aufmerksamkeit. Gibson rief seine Anhänger eigens dazu auf, Waffen mitzunehmen.

Portland, das als Mekka der Liberalen gilt, ist aber nicht erst seit Gibsons Aufmärschen eine gespaltene Stadt. Es hat eine von Rassismus geprägte Geschichte und ist in einem Bundesstaat, in dem nur zwei Prozent der Menschen schwarz sind, eine der "weißesten Großstädte" des Landes, wie die New York Times schreibt.

Waffenkontrollen und Sprengstoffspürhunde

Auf der Gegenseite kamen Hunderte Demonstranten eines Bündnisses aus Gewerkschaften, Einwanderungsaktivisten, demokratischen Sozialisten und anderen Gruppen zusammen. Die Polizei, die die Gegend mit zahlreichen Einheiten sicherte, beschlagnahmte nach eigenen Angaben Feuerwerkskörper. Sprengstoffspürhunde waren im Einsatz, es gab Waffenkontrollpunkte am Einlass zum Park, in dem die Demonstration stattfand. Die Polizei hatte die Teilnehmer der Kundgebungen im Vorfeld dazu aufgefordert, keine Schusswaffen mitzunehmen.

Nachdem die Polizei den Platz wegen kleinerer Zwischenfälle geräumt hatte, erhoben die Organisatoren der Gegenkundgebung schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Die Demokratischen Sozialisten Amerikas schrieben im Kurzbotschaftendienst Twitter, Polizisten hätten "ohne Warnung" mit Blendgranaten auf die "antifaschistische Gruppe" geschossen. Die Sicherheitskräfte hätten die Lage eskalieren lassen und eine "gefährliche Situation" herbeigeführt.

Die Behörden hatten befürchtet, dass es zu ähnlichen Szenen kommen könnte wie bei einem Aufmarsch von Rechten in Charlottesville im vergangenen Jahr. Damals hatte ein Rechtsextremer einen Wagen in die Gegendemonstranten gelenkt, eine Frau wurde getötet.

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