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US-Army in Irak:US-Soldatinnen dürfen wieder schwanger werden

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Ein Soldat beugt sich dem Protest: US-Kommandeur Cucolo hat das Schwangerschaftsverbot wieder aufgehoben.

Der Protest wurde dann doch zu laut. Das US-Militär hat ein umstrittenes Schwangerschaftsverbot für Soldatinnen, das ein Kommandeur im Irak erlassen hatte, wieder aufgehoben.

Der Regelkatalog für die Truppen enthalte nunmehr keine "Bestimmungen hinsichtlich Schwangerschaften" mehr, zitierte der Fernsehsender CNN einen Sprecher der US-Streitkräfte im Irak.

Heeres-Generalmajor Tony Cucolo hatte Anfang November Schwangerschaften in seiner Truppe unter Strafe gestellt. Demnach mussten nicht nur schwangere Soldatinnen mit Disziplinarmaßnahmen rechnen, sondern auch die künftigen Väter. Sieben Militärangehörige wurden aufgrund des Befehls bereits abgestraft, berichtete die US-Armeezeitung Stars and Stripes - vier Frauen und drei Männer. Alle erhielten zunächst einen schriftlichen Tadel.

"Ich brauche jeden Soldaten, den ich habe"

Cucolo hatte zuvor behauptet, er habe nicht einmal in Erwägung gezogen, Verstöße gegen die Regel vor einem Kriegsgericht zu ahnden. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dafür einen Soldaten ins Gefängnis stecke."

"Ich brauche jeden Soldaten, den ich habe", gegründete Cucolo seinen Schritt. Er befehligt 22 000 Mann im Nordirak, darunter 1700 Frauen. "Jeder, der den Kampf vor der erwarteten Stationierungsdauer von zwölf Monaten verlässt, belastet seine Kameraden."

Unter anderem US-Frauenrechtlerinnen hatten die Maßnahme scharf kritisiert. "Wie kann eine Regierung es wagen, Frauen wegen Schwangerschaft zu bestrafen", bemängelte die National Organization for Women. "Das ist doch nicht das 19. Jahrhundert."

Vier demokratische Senatorinnen hatten einen Brief an den Staatssekretär des Heeres geschrieben mit der Aufforderung, die Vorschrift sofort aufzuheben.

"Für Frauen, die eine Karriere beim Militär erwägen, kann es nach unserer Ansicht nichts Abschreckenderes geben als das Bild einer schwangeren Frau, die schwer bestraft wird", hieß es in dem Brief. Zudem könnten schwangere Soldatinnen aus Angst vor einer Strafe ärztliche Untersuchungen hinauszögern, mit ernsten Folgen für Mutter und Kind.

Die USA haben eine Freiwilligenarmee. Etwa 14 Prozent der Soldaten im aktiven Dienst des Heeres sind Frauen.

Cucolo kommandiert 22.000 Soldaten im Nordirak. Im November hatte er für sie strenge Regeln für Fehlverhalten wie Drogen- oder Alkoholmissbrauch verhängt, die über die Vorschriften des US-Heers hinausgehen. Auch Schwangerschaften sollten sanktioniert werden. Zu den Strafen gehört eine Anklage vor dem Kriegsgericht. Auch verheiratete Paare in Uniform waren davon betroffen.

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dpa/gba/holz
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