Süddeutsche Zeitung

Urteil in Berlin:Ex-Polizist Kurras verurteilt

Karl-Heinz Kurras ist wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Bewährungstrafe verurteilt worden. Der Ex-Polizist und Stasi-Spitzel hatte vor über 40 Jahren den Studenten Benno Ohnesorg erschossen.

Der ehemalige West-Berliner Polizeibeamte und Ex-Stasi-Spitzel Karl-Heinz Kurras ist wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der heute 81-Jährige wurde vom Amtsgericht Tiergarten schuldig gesprochen, im Juni dieses Jahres in seiner Spandauer Wohnung einen geladenen Revolver mit sechs Schuss Munition und 165 Patronen sowie einen Totschläger aufbewahrt zu haben, ohne eine Erlaubnis dafür zu besitzen.

Kurras, den eine Krankenschwester im Rollstuhl in den Verhandlungssaal geschoben hatte, legte vor dem Amtsrichter über seinen Rechtsanwalt ein Geständnis ab. Die Verteidigung hatte eine Geldstrafe beantragt und kündigte Rechtsmittel gegen das Urteil an.

Ein Polizeibeamter schilderte im Prozess als Zeuge, dass sich Kurras bei der Durchsuchung seiner Wohnung sehr widerspenstig verhalten habe. Er werde schlimmer behandelt als der einstige DDR-Partei-und Staatschef Erich Honecker und Stasi-Minister Erich Mielke, gab der Beamte Äußerungen des Pensionärs wieder.

Erst Ende Mai 2009 war Kurras als DDR-Spion enttarnt worden, der das Ministerium für Staatssicherheit über lange Jahre mit Informationen aus der West-Berliner Polizeibehörde versorgte. Am 2. Juni 1967 hatte Kurras den Studenten Benno Ohnesorg am Rande einer Demonstration gegen den persischen Schah erschossen. In zwei Prozessen wegen des Todesschusses wurde er 1967 und 1970 freigesprochen worden.

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dpa/AFP/yas
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