Süddeutsche Zeitung

Urteil in Abidjan:Frau des ivorischen Ex-Präsidenten zu 20 Jahren Haft verurteilt

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20 Jahre Gefängnis für Ehefrau des Ex-Präsidenten

Die ehemalige First Lady der Elfenbeinküste, Simone Gbagbo, ist in der Nacht zum Dienstag wegen ihrer Rolle bei blutigen Unruhen vor knapp vier Jahren zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist damit deutlich härter als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Die Ankläger hatten auf zehn Jahre Haft plädiert.

Das Gericht in der ivorischen Metropole Abidjan traf seine Entscheidung nach mehr als neunstündigen Beratungen, wie der französische Sender RFI berichtete. Die Frau des früheren Präsidenten Laurent Gbagbo habe die Staatssicherheit untergraben, befand Richter Tahirou Dembéle. Sie sei zudem der "Teilnahme an einer Aufstandsbewegung und der Störung der öffentlichen Ordnung" schuldig.

Gbagbos Anwalt bezeichnete das Urteil als "politisch". Die 65-Jährige nahm die Urteilsverkündung mit steinernem Gesicht hin. Sie sei "ein wenig getroffen", sagte anschließend ihr Anwalt.

Gbagbo soll hinter Todesschwadronen gestanden haben

Laurent Gbagbo hatte sich nach seiner Abwahl 2010 geweigert, den Präsidentensessel für den heutigen Staatschef Alassane Ouattara zu räumen. Das führte zu massiven Unruhen in der Elfenbeinküsten. Diese dauerten fünf Monate an, mindestens 3000 Menschen kamen dabei ums Leben. Ouattara konnte sich letztlich nur mit Unterstützung einer Blauhelmtruppe unter Führung der früheren Kolonialmacht Frankreich durchsetzen.

Simone Gbagbo war in der Elfenbeinküste als "Eiserne Dame" bekannt. Sie stand auch unter Verdacht, für Todesschwadrone verantwortlich zu sein, die gegen Anhänger Ouattaras vorgingen.

Auch ihr Sohn Michel wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Insgesamt wurden von dem Gericht in der Wirtschaftsmetropole Abidjan 77 weitere Angeklagte im Zusammenhang mit den blutigen Unruhen verurteilt.

Laurent Gbagbo vor Prozess in Den Haag

Nach blutigen Kämpfen von Anhängern beider Lager in Abidjan wurde Laurent Gbagbo im April 2011 festgenommen und kurz darauf an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert, wo er seitdem auf seinen Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wartet. Die Ankläger in Den Haag hatten auch eine Auslieferung von Simone Gbagbo verlangt. Die Elfenbeinküste verweigerte das.

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