Süddeutsche Zeitung

Umbau der Parteispitze:Linke-Chefin Lötzsch tritt zurück

Gesine Lötzsch hat ihr Amt als Partei-Vorsitzende der Linken aufgegeben. Lötzsch, nennt eine Erkrankung ihres Mannes als Grund für die Entscheidung. Mitten in zwei Landtagswahlkämpfen steht die Linkspartei damit ohne Vorsitzende da. Wer ihre Nachfolgerin werden könnte, ist derzeit unklar - aber die Chancen auf eine Rückkehr von Oskar Lafontaine an die Parteispitze sind gestiegen.

Daniel Brössler, Berlin

Die Vorsitzende der Linkspartei Gesine Lötzsch ist am späten Dienstagabend überraschend zurückgetreten. Sie teilte per E-Mail mit: "Auf Grund der Erkrankung meines Mannes habe ich mich nach reiflicher Überlegung entschieden, das Amt der Vorsitzenden der Partei die Linke niederzulegen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen." Mitten in zwei Landtagswahlkämpfen steht die Linkspartei ohne Vorsitzende da.

Noch vor wenigen Monaten hatte Lötzsch ihre neuerliche Kandidatur für das Amt erklärt. Ihr Rückzug dürfte die Führungsdebatte in der Partei verschärfen. Als Kandidat für die beiden Vorsitzenden-Posten, die beim Parteitag Anfang Juni in Göttingen zu besetzen sind, steht nach Lötzschs Rückzug nur der frühere Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch fest.

Wahrscheinlicher ist es nun aber, dass auch der frühere Vorsitzende Oskar Lafontaine antritt. Von ihm ist bekannt, dass er keine Doppelspitze mit Lötzsch hatte bilden wollen. Nach der Satzung der Partei muss mindestens eine Frau der Doppelspitze angehören. Gesucht wird daher eine Nachfolgerin für Lötzsch. Der bisherige Ko-Vorsitzende Klaus Ernst hat sich bislang nicht zu einer möglichen Kandidatur erklärt.

Lötzsch kündigte auch an, ihr Bundestagsmandat weiter wahrnehmen zu wollen. Mit diesem Mandat war die 1961 geborene Philologin bundesweit bekannt geworden. Als sie 2002 erstmals in den Bundestag einzog, war sie zusammen mit der ebenfalls direkt gewählten Petra Pau die einzige Abgeordnete der damaligen PDS, weil die SED-Nachfolgepartei an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war.

Als ihre Partei 2005 in den Bundestag zurückkehrte, wurde Lötzsch Fraktionsvize und fünf Jahre später zusammen mit Klaus Ernst Parteichefin.

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Quelle:
SZ vom 11.04.2012
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