Süddeutsche Zeitung

Berlin:Einbruch bei Ukraine-Helfer

Lesezeit: 1 min

In Berlin wurde nach Recherchen von SZ und WDR bei einem Logistiker eingebrochen, der Hilfslieferungen in die Ukraine organisiert hat. Es wurde "weißes Pulver" verstreut. Das LKA ermittelt.

Von Florian Flade und Tobias Matern, Berlin/München

Seit einiger Zeit schon seien merkwürdige Dinge im Gange, so berichten es die Aktivistinnen und Aktivisten der Allianz Ukrainischer Organisationen. Das Netzwerk aus Hilfsorganisationen und Vereinen unterstützt Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, organisiert Demonstrationen in Deutschland und Hilfslieferungen in das Kriegsgebiet.

Sie hätten das Gefühl, dass ihre Handys gehackt worden seien, erzählt Masha Borysenko, Sprecherin des Berliner Vereins Vitsche, der zu dem Netzwerk gehört. Bei Veranstaltungen würden zudem immer wieder Menschen auftauchen, die auffallend viele Fotos von ihnen machten.

"Wir gehen davon aus, dass wir durch solche Taten eingeschüchtert werden sollen", sagt Borysenko. "Natürlich wissen wir nicht genau, wer dahintersteckt, aber es ist nicht auszuschließen, dass es prorussische Strukturen und Gruppierungen sind, die uns davon abhalten wollen, den Menschen in der Ukraine zu helfen."

Am 14. März kam es nach Informationen von SZ und WDR dann zum bislang schwerwiegendsten Vorfall: Einer der Helfer, ein Mann, der für die Logistik von Hilfstransporten in die Ukraine zuständig war, stellte an jenem Montagabend fest, dass offenbar jemand in seine Berliner Wohnung eingebrochen war. Geklaut wurde nichts, stattdessen hatte jemand Kassenbons aus den Müll geholt und auffällig in der Wohnung platziert. Und im Bad war "weißes Pulver" verteilt worden.

Inzwischen ermittelt das Berliner Landeskriminalamt (LKA), wie die Polizei auf Anfrage bestätigte. Auch die Sicherheitsabteilung der ukrainischen Botschaft ist über den Einbruch informiert. Wer hinter der Tat steckt, dazu gibt es nur Vermutungen.

Polizeibehörden bundesweit stellen jedoch vermehrt Straftaten gegen Russen und Ukrainer im Kontext des Ukraine-Konflikts fest. Mehr als 500 zählt das Bundeskriminalamt (BKA) bislang- darunter vor allem Bedrohungen und Beleidigungen, die im Internet geäußert wurden. Aber auch körperliche Angriffe und Brandstiftungen gab es bereits, etwa auf eine deutsch-russische Schule in Berlin.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5552915
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.