Süddeutsche Zeitung

Hubschrauberabsturz:Hausdurchsuchung bei ehemaligem ukrainischen Innenminister

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Arsen Awakow sagt, dass es um den Kauf der "H225"-Helikopter ging. Damit war sein Nachfolger Denys Monastyrskyj tödlich verunglückt.

Im Rahmen der Ermittlungen zum Hubschrauberabsturz am 18. Januar 2023, bei dem der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj getötet wurde, haben die Behörden das Haus von dessen Vorgänger durchsucht. Arsen Awakow, der von 2014 bis 2021 Innenminister der Ukraine war, bestätigte dem Onlinemedium Ukrajinska Prawda, dass Ermittler Dokumente eingesehen hätten.

In den Papieren ging es demnach um die Anschaffung von Hubschraubern vom Typ Airbus Helicopters H225. In einem solchen Hubschrauber waren der Innenminister, sein Stellvertreter und ein Staatssekretär am 18. Januar unterwegs gewesen. 14 Menschen kamen bei dem Absturz über einem Kindergarten und einem Wohnhaus ums Leben.

Um dieses Helikopter-Modell rankten sich schnell die ersten Theorien zur Absturzursache: Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Schon das Vorgänger-Modell AS 332 war in mehrere Flugunfälle verwickelt.

Noch am Tag des Absturzes im Januar kündigte der ukrainische Geheimdienst SBU an, die Ermittlungen in der Sache zu übernehmen. Zur Absturzursache ist weiterhin nichts bekannt. Die Beamten sollen Awakow zufolge nun Airbus-Verträge untersucht haben, die sechs Jahre alt seien. Was in den Verträgen steht, geht aus dem Bericht nicht hervor. Awakow bezeichnete die Durchsuchung als "sinnlos", da die Verträge von Regierung und Parlament genehmigt worden seien.

Awakow war 2021 von seinem Posten als Innenminister zurückgetreten, weil er stark in die Kritik geraten war. Das Ministerium soll unter ihm zu wenig gegen Oligarchen und Korruption vorgegangen sein - ein Kernthema der Regierung von Präsident Wolodimir Selenskij. Die ukrainischen Behörden haben sich bislang nicht zu der Hausdurchsuchung geäußert.

Neben der Durchsuchung beim ehemaligen Innenminister sollen die ukrainischen Behörden auch das Haus des Milliardärs Ihor Kolomojskyj durchkämmt haben. Kolomojskyj gilt als einer der reichsten Ukrainer und war früher Unterstützer von Präsident Selenskij, bis dieser sich gegen die Einflussnahme von Milliardären und Oligarchen in seinem Land wendete. Wie die Ukrajinska Prawda schreibt, ging es dabei jedoch nicht um den Absturz des Hubschraubers, sondern um mögliche Wirtschaftsvergehen und Korruption.

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SZ/rtr/zaa
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