Süddeutsche Zeitung

Türkei:Neue Verfolgungswelle gegen Gülen-Bewegung

Bei einer landesweiten Operation gegen mutmaßliche Anhänger der Gülen-Bewegung innerhalb der türkischen Polizei sind mehr als 1000 Verdächtige festgenommen worden, davon 390 allein in Istanbul. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, am Mittwoch sei es bei zeitgleichen Razzien in den Morgenstunden zu insgesamt 1013 Festnahmen gekommen.

Die Festnahmen seien in 72 der 81 türkischen Provinzen erfolgt, sagte der türkische Innenminister Süleyman Soylu. 8500 Sicherheitskräfte waren bei den Razzien im Einsatz. Am Abend wurde bekannt, dass mehr als 9000 Mitarbeiter der Polizei vom Dienst suspendiert worden seien. Ob ein direkter Zusammenhang zwischen Festnahmen und Suspendierungen besteht, war zunächst nicht klar. Innenminister Süleyman Soylu hatte von der Festnahme "geheimer Imame" gesprochen, die die Polizei infiltriert hätten.

Ziel der Operation sei es, "die geheime Struktur der Gülen-Bewegung innerhalb der Polizei zu zerschlagen". Insgesamt sind laut Anadolu 4900 Polizeibeamte deswegen seit dem Putschversuch vom Juli 2016 bereits verhaftet worden. Der türkischen Zeitung Hürriyet zufolge liegen dem türkischen Geheimdienst MİT Listen mit insgesamt 7000 Namen vor.

Die türkische Regierung stuft die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, einem einstigen Weggefährten und heutigen Erzfeind von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, als terroristisch ein. Seit dem Putschversuch wurden in der Türkei Zehntausende mutmaßliche Gülen-Anhänger inhaftiert oder aus dem Staatsdienst entlassen ( hier eine Aufstellung). Gülen, der im Exil in den USA lebt, bestreitet jegliche Verwicklung in den Putschversuch.

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SZ.de/dpa/AFP/dayk
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