Süddeutsche Zeitung

Trumps Steuern:Man könnte es asozial nennen

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Lächerliche 750 Dollar Einkommensteuern hat der US-Präsident 2016 und 2017 bezahlt. Jetzt weiß man, was Trump seine angebliche Liebe zu Amerika wert ist.

Kommentar von Hubert Wetzel, Washington

Lächerliche 750 Dollar Einkommensteuern hat Donald Trump 2016 und 2017 bezahlt. In den Jahren davor hat er sich regelmäßig so arm gerechnet, dass überhaupt keine Steuern anfielen. Der Mann, der stets mit seinem Reichtum prahlt, war immer gerade dann knapp bei Kasse, wenn es darum ging, der Allgemeinheit etwas von diesem Reichtum abzugeben. Steuern? In diesem Punkt hielt Donald Trump es mit der vor einigen Jahren verstorbenen New Yorker Millionärin Leona Helmsley. "Wir zahlen keine Steuern", soll die einmal gesagt haben. "Nur kleine Leute zahlen Steuern."

War das, was Trump getan hat, illegal? Nach bisherigen Erkenntnissen vermutlich nicht. War es illegitim? Natürlich. Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten alle denkbaren Tricks anwendet, um weniger Steuern zu bezahlen als die Secret-Service-Beamten, die ihn beschützen, als die Sekretärinnen, Köche, Diener und Gärtner im Weißen Haus, ganz zu schweigen von den einfachen Arbeitern draußen im Land, als deren Fürsprecher Trump sich ständig geriert, dann ist das einfach unanständig. Man könnte es asozial nennen.

Für Trump ist wichtig, dass er seinen Schnitt macht

Aber das ist eigentlich nichts Neues. Donald Trump ist das öffentliche Wohl völlig egal. Die Allgemeinheit, der Staat, die Gesellschaft, all das schert ihn einen Dreck. Für ihn ist nur wichtig, dass er persönlich seinen Schnitt macht. Wenn er das schafft, dann hält er sich für clever. Die Rechnung bezahlen am Ende die "kleinen Leute".

Man sollte nicht erwarten, dass diese Enthüllungen den Wahlkampf wesentlich beeinflussen werden. Trumps Anhänger lieben ihn, obwohl er so ist, wie er ist. Seine Gegner verachten ihn, weil er so ist, wie er ist. Ein Artikel der New York Times ändert an diesen festgefahrenen Ansichten vermutlich wenig. Aber wenn Trump das nächste Mal bei einem Wahlkampfauftritt behauptet, er liebe Amerika, dann weiß man, was ihm diese Liebe wert ist. 750 Dollar im Jahr.

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Quelle:
SZ vom 29.09.2020
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