Süddeutsche Zeitung

Trump über Cohen:"Er hat sich schuldig bekannt, um den Präsidenten bloßzustellen"

Lesezeit: 2 min

Nach der Haftstrafe für seinen früheren Anwalt Michael Cohen hat US-Präsident Donald Trump jedwedes eigenes Fehlverhalten dementiert und Vorwürfe gegen den Verurteilten erhoben. "Ich habe Michael Cohen nie angewiesen, gegen das Gesetz zu verstoßen", schrieb Trump auf Twitter. "Er war ein Anwalt und er sollte das Gesetz kennen."

Cohen war am Mittwoch unter anderem wegen Zahlung illegaler Wahlkampfhilfen, wegen Falschaussagen vor dem Kongress und wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt worden.

In seiner ersten Wortmeldung seit dem Urteil gegen Cohen verwahrte sich Trump in mehreren Tweets dagegen, gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen zu haben.

Cohen sei es nur darum gegangen, den Präsidenten in Verlegenheit zu bringen: "Er hat sich nur schuldig bekannt, um den Präsidenten bloßzustellen und um seine Gefängnisstrafe zu reduzieren", schrieb Trump.

Cohen selbst hatte vor Gericht gesagt: "Ich übernehme die volle Verantwortung für jede Tat, zu der ich mich schuldig bekannt habe: meine persönlichen und diejenigen, an denen der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika beteiligt war." Er habe es immer wieder als seine Pflicht empfunden, Trumps "schmutzige Taten zu vertuschen".

Cohen wolle "alles, was er weiß", über Trump sagen, so sein Anwalt

Cohen wurde unter anderem wegen der Schweigegeldzahlungen an zwei angebliche frühere Sexpartnerinnen Trumps, die Pornodarstellerin und -regisseurin Stormy Daniels und das frühere Playboy-Model Karen McDougal, während des Wahlkampfs 2016 verurteilt. Die Strafverfolger sahen darin Verstöße gegen die Regelungen zur Wahlkampffinanzierung. Ins Gefängnis geschickt wurde Cohen unter anderem auch wegen seiner Lügen gegenüber dem Kongress hinsichtlich eines vom Trump-Konzern während des Wahlkampfs verfolgten Immobilienprojekts in Moskau.

Cohen war über ein Jahrzehnt einer der engsten Vertrauten Trumps. Unklar ist, welche Folgen die Verfahren gegen Cohen am Ende für Trump haben werden. Unmittelbar vor der Verkündung des Strafmaßes kündigte der Ex-Anwalt seine Bereitschaft an, weiter mit Ermittlern zusammenzuarbeiten. Ein Anwalt von Cohen, Lanny Davis, erklärte später, sein Mandant sei auch zur öffentlichen Aussage über Trump breit - "alles, was er weiß" - auch vor einem etwaigen Kongressausschuss. Die Demokraten übernehmen im kommenden Jahr die Mehrheit im Repräsentantenhaus und könnten dann derartige Ermittlungen einleiten.

Cohen hatte in den vergangenen Monaten zunächst seine Loyalität zu Trump betont. Das änderte sich, als das FBI bei Durchsuchungen von Cohens Hotelzimmer, Büro und Wohnung Dokumente und Akten beschlagnahmte. Sonderermittler Robert Mueller hatte die Beamten auf Cohen aufmerksam gemacht. Sowohl Mueller als auch der Kongress prüfen, ob es im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Beeinflussung der Präsidentenwahl 2016 durch Russland Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland gegeben hat. Trump wie auch die Regierung in Moskau haben die Vorwürfe zurückgewiesen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4252156
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/afp/rtr/jsa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.