Süddeutsche Zeitung

Tote und Verletzte:61 Tote bei Selbstmordattacke auf Demonstration in Kabul

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Massaker in Afghanistan: Bei zwei Explosionen in der Hauptstadt Kabul sind mindestens 61 Menschen ums Leben gekommen und weitere 207 verletzt worden. Das gab ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums am Samstag bekannt. Er schloss nicht aus, dass sich die Zahl der Opfer noch weiter erhöhen könnte. Der Leiter des Isteqlal-Krankenhauses, Mohammad Sabir Nasib, sagte: "Viele der Verletzten, die zum Krankenhaus gebracht wurden, sind in schlechter Verfassung."

Die Detonationen ereigneten sich während einer Demonstration auf einem Platz der Millionenstadt. "Erst dachten wir, das sei eine Minen-Explosion, aber als ich das Areal erreichte, wurde mir klar, dass es eine Selbstmordattacke mit einem Auto war", sagte ein Demonstrant, der sich in der Nähe aufgehalten hatte.

Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) übernahm die Verantwortung für den tödlichen Anschlag. Zwei ihrer Anhänger hätten Sprengstoffgürtel gezündet, verbreitete der IS am Samstag über sein Sprachrohr Aamak.

Ein Sprecher des afghanischen Präsidenten erklärte, dass unter den Toten auch Sicherheitskräfte gewesen seien, die die Demonstration bewacht hatten.

Streit um Stromtrasse

Bei dem Aufmarsch hatten sich sich Tausende Angehörige der ethnischen Minderheit der Hasara versammelt. Die Hasara stellen mit etwa neun Prozent der Bevölkerung die drittgrößte Minderheit nach den Paschtunen und den Tadschiken. Sie wurden jahrelang diskriminiert. Während der Herrschaft der Taliban wurden Tausende Hasara getötet.

Am Samstag demonstrierten die Minderheit in Kabul für die Verlegung der geplanten Stromtrasse TUTAP in ihre verarmte Region Bamiyan. Die TUTAP-Trasse soll nach derzeitigen Planungen durch Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, den afghanischen Bezirk Salang und Pakistan führen. Dieser Verlauf, so macht die afghanische Regierung geltend, spare Millionen von Euro. Die Hasara sind eine persischsprachige Minderheit und zumeist schiitische Muslime. Die Mehrheit in Afghanistan sind Sunniten. Auch der IS ist eine sunnitsiche Gruppierung.

Das Zentrum Kabuls war wegen des Protestmarsches zuvor weitgehend abgeriegelt worden. Die Polizei blockierte wichtige Zufahrtsstraßen mit Lastwagen und Containern, um die Teilnehmer von der Innenstadt fernzuhalten.

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