Süddeutsche Zeitung

Terroranschlag in Barcelona:Was wir wissen - und was nicht

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Drei Schauplätze, vierzehn Todesopfer, vier Festnahmen und fünf tote Terroristen. Die Ermittler gehen davon aus, dass alle Ereignisse zusammenhängen.

Der aktuelle Stand der Ermittlungen

Insgesamt sind inzwischen 14 Todesopfer zu beklagen. 13 von ihnen wurden am Donnerstag auf der Rambla mit einem Lieferwagen getötet, eine weitere Frau wurde in der Nacht auf Freitag in Cambrils, etwa hundert Kilometer südwestlich von Barcelona, getötet. Dort hat die Polizei einen zweiten Anschlag verhindern können. Ein Wagen mit fünf Männern fiel in einer Polizeikontrolle auf. Statt anzuhalten, als er dazu aufgefordert wurde, gab der Fahrer Gas und erfasste einen Polizisten. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd wurde eine Frau überfahren, sie starb wenig später.

Die fünf mutmaßlichen Terroristen, die an dem Angriff in Cambrils beteiligt waren, wurden von der Polizei erschossen. Einer von ihnen war wahrscheinlich der 17-jährige Marokkaner, der lange als Hauptverdächtiger des Attentats von der Rambla galt. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun stattdessen auf einen 22-jährigen Landsmann, der weiterhin flüchtig ist. Allerdings betont die katalanische Polizei, dass bisher nicht geklärt ist, wer den Lieferwagen in Barcelona gefahren ist.

Darüber hinaus gab es ein weiteres Totesopfer, das die Polizei in einem zurückgelassenen Auto in Sant Just Desvern, direkt außerhalb von Barcelona, fand. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass der Fahrer von der Rambla anfangs zu Fuß entkommen konnte. Auf der Flucht soll er ein Auto gestohlen und dessen Besitzer erstochen haben. Beim Verlassen Barcelonas gelang es dem Fahrer, eine Polizeikontrolle zu durchbrechen. Er fuhr noch einige Kilometer weiter, stieg dann aus, ließ den Toten im Auto zurück und flüchtete zu Fuß weiter.

Neben den fünf Terroristen, die in Cambrils erschossen wurden, hat die Polizei vier Verdächtige an verschiedenen Orten festgenommen. Was genau sie mit den Attentaten zu tun haben sollen, ist bisher nicht bekannt . Drei der Festgenommenen sollen marokkanische Staatsbürger sein, ein weiterer hat die spanische Staatsbürgerschaft, soll aber ebenfalls marokkanischer Abstammung sein.

Derzeit geht die Polizei davon aus, dass eine etwa 12-köpfige Terrorzelle die Attentate plante. Fünf von ihnen wurden in Cambrils erschossen, vier weitere wurden festgenommen, ein oder zwei starben bei der Explosion in Alcanar, ein weiterer ist noch auf der Flucht.

Die Schauplätze

Barcelona: Am Donnerstag gegen 17 Uhr raste ein Lieferwagen über die Flaniermeile Las Ramblas und tötete 13 Menschen, über 100 weitere wurden verletzt.

Alcanar: In der Nacht vor dem Terroranschlag in Barcelona kam es in Alcanar zu einer schweren Explosion. Anfangs gingen die Behörden von einem Unfall aus, später sollte sich herausstellen, dass ein Zusammenhang zu dem Anschlag in Barcelona besteht. Offenbar hat die Terrorzelle hier über einen längeren Zeitraum einen oder mehrere Sprengstoffanschläge geplant. Als Gasflaschen versehentlich explodierten, sahen sich die Terroristen gezwungen, ihren Anschlag früher durchzuführen. So erklärt sich die Entscheidung für die "einfache" Tatwaffe des Fahrzeugs.

Cambrils: Einer Theorie der Ermittler zufolge machte sich eine zweite Gruppe von Terroristen ins südwestlich von Barcelona gelegene Cambrils auf, um dort einen zweiten Anschlag an der Hafenpromenade zu begehen. Das Auto fiel in einer Polizeikontrolle auf, statt anzuhalten gab der Fahrer Gas. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd wurde ein Polizist und mehrere Passanten verletzte. Eine Frau verstarb wenig später. Die fünf mutmaßlichen Terroristen konnten noch aus dem umgekippten Auto krabbeln, sie trugen Sprengstoffgürtelattrappen am Körper und waren mit einer Axt und mehreren Messern bewaffnet. Alle fünf wurden von der Polizei erschossen.

Ripoll: Mehrere der mutmaßlichen Attentäter wohnten in der Kleinstadt, die etwa 100 Kilometer nördlich von Barcelona liegt.

Eine Chronologie der Ereignisse finden Sie hier.

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