Alcanar, Barcelona, Cambrils:Terror in Katalonien - eine Chronologie der Ereignisse

Am Donnerstag wird Barcelona von einem Anschlag erschüttert, später der Küstenort Cambrils. Doch die Terrorvorfälle haben wahrscheinlich schon in der Nacht zuvor begonnen, im südlich gelegenen Alcanar.

Von Barbara Galaktionow

Früher Donnerstagmorgen, Alcanar

In Alcanar, einer 200 Kilometer südlich Barcelonas liegenden Küstenstadt, gibt es in der Nacht zu Donnerstag in einem Wohnhaus eine gewaltige Gasexplosion. Ein Mensch wird getötet, er konnte bislang nicht identifiziert werden. Der Polizei zufolge gibt es möglicherweise ein zweites Todesopfer. Mehrere Menschen werden verletzt. Der katalanische Polizeichef Josep Lluís Trapero sagt später, es gebe "klare" Verbindungen zu dem Anschlag in Barcelona. Personen in dem Haus hätten versucht, einen Sprengkörper zu bauen. Spanische Medien berichten später, in dem Gebäude seien Flaschen mit Propan- und Butangas gelagert gewesen.

Donnerstag, 17 Uhr, Barcelona

Ein weißer Fiat-Lieferwagen rast auf der bei Anwohnern wie Touristen beliebten Flaniermeile Las Ramblas in die Menschenmenge. Er legt eine Strecke von mehr als einem halben Kilometer Länge zurück. Der Fahrer entkommt zu Fuß, er ist immer noch auf der Flucht. Bei der Attacke werden mindestens 13 Menschen getötet, mehr als 100 verletzt.

Donnerstag, 18:30 Uhr, Vic

In der 80 Kilometer nördlich von Barcelona gelegenen Stadt entdeckt die Polizei einen zweiten Lieferwagen. Spanische Medien hatten berichtet, die Täter hätten einen zweiten Transporter als Fluchtfahrzeug gemietet.

Donnerstag, 19 Uhr

Die katalanische Polizei spricht offiziell von einer "Terrorattacke". Über den Kurznachrichtendienst Twitter teilen sie mit, dass das "Terrorangriffs-Protokoll" für die Region in Kraft gesetzt worden sei.

Donnerstag, 19:30 Uhr, nahe Barcelona

In der im Großraum Barcelona gelegenen Region Sant Just Desvern versucht ein Mann, vor einer Polizeikontrolle zu fliehen. Die Beamten schießen auf ihn. Als die Polizei den Wagen wenige Kilometer später findet, ist der Insasse tot. Erst heißt es, der Mann sei einer Schussverletzung erlegen - am Freitagmittag gibt der katalanische Innenminister jedoch bekannt, der Fahrer sei durch Stichverletzungen umgekommen. Ob es sich bei dem Mann tatsächlich um den Fahrer des flüchtigen Wagens handelt und inwiefern dieser mit den Anschlägen zu tun hat, wird gerade von der Polizei untersucht.

Donnerstag, 20 Uhr, Ripoll

In der nördlich von Barcelona gelegenen Stadt Ripoll stellt sich ein Verdächtiger selbst der Polizei, er wird später festgenommen. Nach ihm war offiziell gefahndet worden, weil seine Dokumente im Tatfahrzeug in Barcelona gefunden worden waren, wie unter anderem El Mundo schreibt. Der Zeitung El Pais zufolge mietete jemand mit diesen Dokumenten das Tatfahrzeug. Der Festgenommene gibt an, seine Ausweisdokumente seien ihm gestohlen worden, er habe mit der Terrorattacke nichts zu tun.

Die katalanische Polizei dementiert unterdessen Medienberichte, wonach einer oder mehrere Verdächtige in einer Bar nahe den Ramblas Zuflucht gesucht hätten. "Niemand hat sich in einer Bar im Zentrum Barcelonas verschanzt", teilt sie auf ihrem Twitter-Kanal mit.

Donnerstag, 21 Uhr

Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamiert den Anschlag in Barcelona für sich. "Soldaten" des IS hätten das Attentat verübt, lässt die Terrororganisation über die Kanäle ihrer "Nachrichtenagentur" Amak verbreiten.

Donnerstag, 21:30 Uhr, Barcelona

Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont gibt auf einer Pressekonferenz zwei Festnahmen bekannt. "Wir haben zwei Personen festgenommen, die direkt mit dem Attentat in Verbindung gebracht werden, aber keiner von ihnen war der Fahrer des Lieferwagens", sagt er. Bei einem von ihnen soll es sich um einen Mann aus der Exklave Melilla handeln. Er wurde in Alcanar festgenommen, wo es am Donnerstagmorgen zu der Explosion gekommen war.

Freitag, 1:30 Uhr, Cambrils

Im etwa 100 Kilometer südlich von Barcelona gelegenen Cambrils fährt ein Audi A3 der Polizei zufolge in eine Gruppe Fußgänger. Sieben Menschen werden verletzt, darunter ein Polizist. Eine Frau wird am Freitagmittag ihren Verletzungen im Krankenhaus erliegen. Bei dem Versuch, die Täter zu stellen, erschießt die Polizei vier von ihnen, ein fünfter Mann wird festgenommen und erliegt später seinen Schussverletzungen. Die Verdächtigen sollen Objekte bei sich geführt haben, die wie Sprengstoffgürtel aussahen - erst am Morgen stellt sich heraus, dass es sich um Attrappen handelte.

Die katalanische Regierung geht von einer Verbindung zwischen den Vorfällen in Barcelona und Cambrils aus. "Es scheint, als habe es eine Terrorzelle gegeben, die Attentate in Katalonien vorbereitete", sagte der katalanische Innenminister Joaquim Forn schon in der Nacht.

Freitag, 8 Uhr, Ripoll

In Ripoll nördlich von Barcelona gibt es am Morgen eine weitere Festnahme. Das teilt die katalanische Polizei auf Twitter mit. Auch bei diesem Mann soll es sich nicht um den Fahrer des Tatfahrzeugs in Barcelona handeln. Es ist möglich, dass es sich bei ihm um den Mann handelt, der sich bereits am Donnerstagabend der Polizei stellte. Die Polizei führt außerdem mehrere Hausdurchsuchungen durch, wie der katalanische Innenminister Joaquim Forn später bekanntgibt.

Freitag, 11 Uhr

Der Fahrer des Tatfahrzeugs von Barcelona ist noch auf der Flucht. Die Polizei fahndet inzwischen nach einem 17-Jährigen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge könnte es sich um den Bruder des Marokkaners handeln, der sich in Ripoll selbst der Polizei stellte.

Freitag, 13.50 Uhr

Die Polizei hat nach dem Terroranschlag von Barcelona einen vierten Verdächtigen festgenommen. Dies teilten die Sicherheitskräfte auf Twitter mit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Freitag, 14 Uhr

Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass die Täter die beiden Anschläge bereits seit einiger Zeit in dem Haus in Alcanar vorbereitet haben. Es sei nicht auszuschließen, dass sie weitere Attacken geplant hatten. Womöglich sei ihnen nach der unvorhergesehenen Explosion das Material ausgegangen. Wegen des erhöhten Drucks hätten sie womöglich ihre Pläne beschleunigt. Das gibt Polizeichef Josep Lluís Trapero auf einer Pressekonferenz bekannt. Außerdem nennt Trapero weitere Details über die Festgenommenen: Drei von ihnen stammten aus Marokko, einer aus Spanien. Keiner von ihnen galt den Behörden zuvor als terrorverdächtig.

Freitag, 17.00 Uhr

Am späten Nachmittag sagt Polizeichef Josep Lluís Trapero vor der Presse, der Verdächtige könnte unter den erschossenen Terroristen des vereitelten Anschlags in der Stadt Cambrils sein. "Die Ermittlungen gehen in diese Richtung, und wir hoffen, in den nächsten Stunden Klarheit zu haben."

Freitag, 17.30 Uhr

Nach Angaben der katalanischen Polizei wurde der Mann, der in Alcanar festgenommen wurde, nach Tortosa überführt. Tortosa ist etwa 40 Kilometer von Alcanar entfernt. Mehr Details werden zunächst nicht genannt.

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