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Taliban in Afghanistan:Schwere Gefechte in Kabuler Diplomatenviertel

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Schwere Explosionen und Schüsse in Afghanistans Hauptstadt: Die radikalislamischen Taliban haben einen groß angelegten Angriff auf die US-Botschaft und den Sitz der Internationalen Schutztruppe Isaf gestartet. Die Botschaft hat den Einschlag einer Granate bestätigt, über dem Diplomatenviertel steigt Rauch auf. Die Behörden melden mehrere Tote.

Taliban-Kämpfer haben in Kabul die US-Botschaft und den Sitz der Nato angegriffen. Bis in den Nachmittag hinein waren Schüsse und Explosionen zu hören, über dem Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt stieg Rauch auf.

In der Nähe des Hauptquartiers der Internationalen Schutztruppe Isaf und der US-Botschaft lieferten sich Aufständische Schusswechsel mit Sicherheitskräften, wie Polizei und Augenzeugen berichteten. Es habe heftige Explosionen gegeben. Die Schusswechsel mit den Taliban dauerten in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) an, berichtete der britische Sender BBC. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Zivilisten und vier Polizisten getötet sowie 16 Menschen verletzt. In anderen Stadtteilen Kabuls wurden mindestens vier Taliban-Kämpfer getötet.

Mindestens fünf bewaffnete Angreifer hätten sich in einem im Bau befindlichen Hochhaus am Abdul-Haq-Platz nahe der US-Botschaft verschanzt, sagte der Chef der Kabuler Kriminalpolizei, Mohammad Sahir. Ein Isaf-Sprecher erklärte, die Sicherheitskräfte würden "angemessen" auf den Angriff reagieren. Es seien Soldaten entsandt worden, die sich gemeinsam mit afghanischen Soldaten Gefechte mit den Angreifern lieferten. Polizisten sperrten das Gebiet weiträumig ab.

Die US-Botschaft bestätigte einen Angriff mit Granaten und Kleinwaffen. Keiner der Mitarbeiter sei verletzt worden. Mindestens ein Geschoss landete auch auf einem Gebäude, in dem der private Fernsehsender Tolo TV untergebracht ist. Auch ein Schulbus wurde getroffen, war zum Zeitpunkt des Einschlags aber offenbar unbesetzt.

Taliban-Sprecher Sabdschullah Mudschahid erklärte in einer Textbotschaft an Journalisten, mehrere Selbstmordattentäter hätten auf dem Platz afghanische und ausländische Soldaten angegriffen. Weiteres Ziel seien die Büros des afghanischen Geheimdienstes.

Erst vor dreieinhalb Wochen hatte ein Selbstmordkommando der Taliban das britische Kulturinstitut in Kabul angegriffen und neun Menschen getötet, darunter zwei Ausländer.

Afghanische Sicherheitskräfte erschossen unterdessen nach Angaben von Polizeichef Sahir einen mutmaßlichen Selbstmordattentäter, der versucht hatte, in das Hauptquartier der Grenzpolizei einzudringen. Zwei weitere mutmaßliche Extremisten seien unweit des Parlaments sowie auf der Straße zum Internationalen Flughafen getötet worden.

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