Süddeutsche Zeitung

Studie zu Afghanistan:Taliban foltern und morden wieder

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Nach einer neuen Untersuchung halten sich die Taliban nicht an ihr Versprechen, die Menschenrechte zu achten. Stattdessen schaffen sie ein Klima der Angst.

Wenige Wochen nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan sind die Taliban einem Bericht zufolge dabei, die Errungenschaften der vergangenen 20 Jahren im Bereich Menschenrechte abzuschaffen. Entgegen den wiederholten Beteuerungen der Radikalislamisten, die Rechte von Afghaninnen und Afghanen zu respektieren, seien viele Verbrechen dokumentiert worden wie gezielte Tötungen von Zivilistinnen und Zivilisten, heißt es in einer Studie von Amnesty International, der Internationalen Föderation für Menschenrechte und der Weltorganisation gegen Folter, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

"Wir sehen bereits jetzt eine Welle von Menschenrechtsverletzungen, von Vergeltungsakten, Beschränkungen für Frauen, Niederschlagung von Protesten und Repressionen gegen Medien und die Zivilgesellschaft", sagte die stellvertretende Asiendirektorin von Amnesty, Dinushika Dissanayake. Angesichts des herrschenden Klimas der Angst seien die bekannten Vorfälle sicherlich nur Einzelaufnahmen. Sie forderte den UN-Menschenrechtsrat auf, die Beweise der Verbrechen gegen internationales Recht in Afghanistan zu dokumentieren und zu sichern.

Täglich würden Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten angegriffen, die Taliban verfolgten sie in Suchaktionen von Tür zu Tür, heißt es in dem Bericht. Medienschaffende, vor allem Journalistinnen, fürchteten um ihr Leben. Viele seien ins Ausland geflohen oder versteckten sich in Afghanistan. Immer mehr Frauen tragen demnach die Burka und verlassen das Haus nicht mehr ohne männliche Begleitung. Trotz der Gefahr organisierten Frauen zugleich immer noch landesweit Proteste. Manche Kundgebungen seien erlaubt, viele jedoch mit Gewalt aufgelöst worden.

Die Bundesregierung müsse alles in ihrer Macht Stehende tun, um gefährdeten Afghaninnen und Afghanen Schutz in Deutschland zu ermöglichen, forderte die stellvertretende Amnesty-Generalsekretärin in Deutschland, Julia Duchrow. Dazu gehöre auch, dass die Botschaften in den Nachbarländern mit Hochdruck Visa ausstellten, damit die Menschen von dort in Sicherheit gebracht werden könnten.

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SZ/epd/kler
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