Süddeutsche Zeitung

Syrien:Schlimmstes befürchten

Deutschland muss über Militärschläge diskutieren.

Von Daniel Brössler

Über den Einsatz militärischer Gewalt entscheiden zu müssen, gehört zu den schwersten Bürden, die regierende Politiker mit sich herumtragen. In Deutschland tun sie dies aus nachvollziehbaren Gründen nicht nur besonders ungern, sondern wenn, dann unauffällig. Die Debatte über eine mögliche Beteiligung an Strafaktionen gegen das syrische Regime als Antwort auf zu befürchtende neuerliche Gräuel kommt daher ungelegen. Aber sie muss geführt werden.

Nach Jahren des Krieges in Syrien und aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit dem Diktator Baschar al-Assad wäre es naiv, den Einsatz von Giftgas im belagerten Idlib nicht zumindest zu befürchten. Natürlich muss die Bundesregierung sich an der Suche nach einer diplomatischen Lösung beteiligen. Fahrlässig aber wäre es, nicht mit dem Schlimmsten zu rechnen. Und falsch ist es, jede Beteiligung an einer militärischen Antwort von vorneherein auszuschließen, wie SPD-Chefin Andrea Nahles es getan hat.

Es bleibt Deutschlands gutes Recht , Militärschläge für falsch zu halten. Im April aber hatte die Bundesregierung solche Angriffe befürwortet und lediglich eine deutsche Beteiligung ausgeschlossen. Es war klar, dass die Verbündeten das den Deutschen auf Dauer nicht würden durchgehen lassen. Zu verdenken ist es ihnen nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4123421
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.09.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.