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Südamerika:Zeitumstellung soll Venezuela im Kampf gegen die Krise helfen

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Etwas mehr als acht Jahre ist es nun her, dass der damalige venezolanische Präsident, Hugo Chávez, sich dazu entschloss, seinem Volk einen neuen Rhythmus zu geben. Chávez verpasste seinem Land eine eigene Zeitzone, viereinhalb Stunden (fünfeinhalb zur Sommerzeit) hinter Greenwich Time. Warum er das damals tat, ist nicht endgültig erklärt: Offiziell hieß es, dass die neue Zeitzone besser zum Rhythmus der Venezolaner passe. Vermutet wurde aber auch, dass das sozialistische Land nicht mehr in der gleichen Zeit leben wollte wie der Erzfeind USA (zumindest im Sommer war Caracas in derselben Zeitzone wie Washington) und sich deshalb um eine halbe Stunde in die Vergangenheit versetzte.

Doch seit heute ist es vorbei mit der eigenen Zeitzone. Das Land stellte seine Uhren zum 1. Mai um eine halbe Stunde vor. Nach Angaben von Staatspräsident Nicolás Maduro soll das beim Stromsparen helfen, weil das natürliche Tageslicht so besser ausgenutzt werde.

Maduro hebt nun noch den Mindestlohn an - fraglich, ob das etwas bringt

Venezuela ist bei seiner Energieversorgung abhängig von der Wasserkraft. Doch durch eine extreme Dürreperiode ist derzeit der Strom knapp. Gleichzeitig gehört Venezuela zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf- Stromverbrauch der Region.

Das will Maduro nun ändern und greift dabei zu drastischen Maßnahmen. So verordnete er seinem Land erst kürzlich per Notverordnung eine Zweitagewoche. Aber hilft es wirklich beim Stromsparen, wenn die Menschen nun von Mittwoch bis Sonntag Zwangsferien haben? Kritiker bezweifeln das. Denn so laufen die Fernseher und Klimaanlagen ja noch länger.

Bei den Gehältern will Maduro dagegen nicht sparen. Wie er in einer Fernsehansprache nun ankündigte, soll der Mindestlohn um 30 Prozent steigen. Fraglich ist aber, ob das den Menschen etwas nützt. Denn das sozialistische Land steckt in einer anhaltenden wirtschaftlichen Krise. Die extreme Abhängigkeit vom Erdöl, dessen Preis in der Vergangenheit eingebrochen ist, hat das Land schwer getroffen. In den Supermärkten sind die Regale leer. Die einfachsten Lebensmittel sind zu Luxusgütern geworden.

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