Süddeutsche Zeitung

Sudan:Feige Mörder

Wegsehen ist keine Option: Der Westen muss eine Antwort finden auf die Gewalt des Militärs. Wenn die Revolution in diesem Land scheitert, werden noch mehr junge Menschen in Afrika glauben, dass es für sie keine Zukunft auf diesem Kontinent gibt.

Von Bernd Dörries

Ist das schon das Ende des sudanesischen Frühlings? Seit Monaten demonstrieren Hunderttausende gegen das Militärregime und für ein besseres Leben. Der Druck der Straße trug im April zum Sturz von Omar al-Baschir bei, der nach 30 Jahren an der Macht als unantastbar galt. Seitdem wehte der süße Duft der Freiheit durch Khartum - aber auch die Angst, dass es dem Protest so ergehen könnte wie dem Arabischen Frühling. Dass die korrupte alte Elite doch die Oberhand behalten könnte.

Am Montag hat sich die Angst in Realität verwandelt, hat das Militär Demonstranten brutal ermordet. Am Werk waren wohl dieselben Milizen, die schon für den Völkermord in Darfur verantwortlich waren und junge Sudanesen in den mörderischen Krieg nach Jemen schicken. Milizenführer Hemeti hatte zuletzt westliche Diplomaten beeindruckt, die in ihm einen Garanten für Stabilität sahen. Jetzt hat das Regime gezeigt, von welcher Natur es ist; es handelt sich um feige Mörder. Der Westen sollte nun mit Sanktionen drohen und die Demonstranten unterstützen.

Wirkliche Stabilität gibt es nur in Freiheit, in einem Land mit echten Perspektiven. Wenn die Revolution der Jugend im Sudan scheitert, werden noch mehr junge Menschen auf dem afrikanischen Kontinent glauben, dass es für sie keine Zukunft gibt.

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Quelle:
SZ vom 04.06.2019
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