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Sieg bei Mitgliederbefragung:Röttgen wird Chef der NRW-CDU

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Ein Bundespolitiker soll die nordrhein-westfälische CDU zurück an die Macht führen. Die Parteibasis hat sich für Umweltminister Norbert Röttgen als neuen Landesvorsitzenden entschieden.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen wird der neue Vorsitzende der CDU in Nordrhein-Westfalen. Überraschend klar ist der 45-Jährige am Sonntag aus einer Mitgliederbefragung im größten CDU-Landesverband als Sieger hervorgegangen. Sein Gegenkandidat, der ehemalige Integrationsminister Armin Laschet, will ihm das Amt bei der offiziellen Wahl auf einem Parteitag in einer Woche nicht mehr streitig machen.

Röttgen erhielt 54,8 Prozent der Stimmen, Laschet kam auf 45,2 Prozent, wie der scheidende Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers am Sonntagabend mitteilte. An der Abstimmung beteiligten sich 52,8 Prozent der knapp 158.000 CDU-Mitglieder in Nordrhein-Westfalen. In seiner ersten Stellungnahme sagte Röttgen, die CDU gehe geschlossen aus dieser Mitgliederbefragung heraus. "Das werden wir jetzt als Opposition deutlich machen", sagte er auch in Richtung der rot-grünen Minderheitsregierung in Düsseldorf.

Röttgen soll am kommenden Samstag bei einem Landesparteitag in Bonn offiziell zum Landesvorsitzenden gewählt werden. Die Bestätigung des Ergebnisses der Mitgliederbefragung gilt nur noch als Formsache. Rüttgers teilte mit, dass Laschet - wie zuvor von beiden Kandidaten angekündigt - nach der Niederlage nicht mehr auf dem Parteitag antreten werde.

Laschet akzeptierte das Ergebnis der Befragung mit den Worten, sie habe gezeigt, dass die CDU in NRW eine lebendige Partei sei. Röttgen besitzt jetzt gute Aussichten, Rüttgers auch als stellvertretender Bundesvorsitzender der Christdemokraten abzulösen. Der frühere Düsseldorfer Ministerpräsident hatte nach der Niederlage der CDU bei der Landtagswahl den Rückzug von allen seinen Ämtern angekündigt.

Röttgen will die CDU als Spitzenkandidat in die nächste Landtagswahl führen. Er ist bereit, auch als Oppositionsführer nach Düsseldorf zu kommen, falls die CDU auch die nächste Wahl verlieren sollte. Falls die rot-grüne Minderheitsregierung scheitert und ohne Neuwahlen eine andere Regierung gebildet wird, hätte Röttgen aber keine Chance auf den Posten des Ministerpräsidenten. Denn in Nordrhein-Westfalen muss der Regierungschef Mitglied des Landtags sein.

Mit dem Umweltminister haben sich die nordrhein-westfälischen Christdemokraten für einen Bundespolitiker als Herausforderer von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) entscheiden. Röttgen hatte während des gut zweimonatigen parteiinternen Wahlkampfs einen personellen Neuanfang gefordert. Sein Ministeramt in Berlin sei kein Nachteil für eine kraftvolle Oppositionsarbeit, hatte er versichert.

Sein Kontrahent Laschet hatte dagegen betont, der neue Landesvorsitzende müsse zu 100 Prozent in Nordrhein-Westfalen sein, um Kraft aus dem Sattel stoßen zu können. Laschet ist innerhalb kurzer Zeit bereits zum zweiten Mal mit einer Kandidatur für ein Spitzenamt in der nordrhein-westfälischen CDU gescheitert. Im Juli hatte er bei der Wahl des Vorsitzenden der Landtagsfraktion knapp gegen den früheren NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann verloren.

Die Wahl zwischen Röttgen und Laschet galt allerdings nicht als Richtungsentscheidung. Beide sind Vertreter der liberalen Großstadt-CDU und wollen ihre Partei zu den Grünen hin öffnen. Bei den acht Regionalkonferenzen, auf denen sich Röttgen und Laschet der Parteibasis vorgestellt hatte, konnten die beiden Kandidaten nur wenige inhaltliche Unterschiede deutlich machen.

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dpa
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