Süddeutsche Zeitung

Sexuelle Belästigung in Frankreich:"Dein Rock ist zu lang, der muss gekürzt werden"

"Wir werden nicht mehr schweigen." 17 französische Politikerinnen, allesamt ehemalige Ministerinnen, haben einen Appell unterzeichnet, der sich gegen sexuelle Belästigung richtet. "Wie alle Frauen, die in zuvor ausschließlich männliche Domänen gelangten, mussten wir das hinnehmen und gegen Sexismus kämpfen", schreiben die Politikerinnen in einer Anzeige, die am Sonntag in der Wochenzeitung "Journal du Dimanche" erschienen ist. Auch IWF-Chefin Christine Lagarde, eine der mächtigsten Frauen der Welt, hat den Appell unterzeichnet. Lagarde war bis 2011 französische Finanzministerin.

Die Frauen nennen mehrere Beispiele von Aussagen, die sie bereits zu hören bekamen: "Abgesehen von ihren tollen Brüsten, wie ist sie?", "Dein Rock ist zu lang, der muss gekürzt werden" oder die Frage "Trägst Du einen String?".

Die Politikerinnen, die Mitglied in der sozialistischen, der konservativen oder der grünen Partei sind, sagen nun: "Schluss mit der Straffreiheit". Bereits Anfang Mai hatten nach Vorwürfen gegen einen Parlamentarier mehr als 500 Politiker und Aktivisten in der Zeitung Libération kollektives Schweigen über sexuelle Belästigung in der französischen Politik angeprangert. Hinter vorgehaltener Hand seien Übergriffe oft bekannt, es werde aber nichts dagegen unternommen.

Erst am Montag trat in Frankreich der Vizepräsident der Nationalversammlung, Denis Baupin, wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung zurück. Mehrere Grünen-Politikerinnen hatten Baupin sexuelle Angriffe und verbale Belästigungen vorgeworfen. Auch wenn Baupin solche Vorfälle bislang bestreitet: In Frankreich hat spätestens seit Bekanntwerden der Vorwürfe eine neue Diskussion über sexuelle Belästigung im Alltag begonnen.

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