Süddeutsche Zeitung

Sauerland zur Loveparade-Katastrophe:"Ich hätte mich entschuldigen müssen"

Späte Einsicht: Der für die Loveparade-Tragödie in Duisburg harsch kritisierte Oberbürgermeister gibt Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer zu. In einem Interview räumt Sauerland ein, er habe versäumt, die moralische Verantwortung zu übernehmen.

Knapp ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten hat Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer und den Verletzten zugegeben.

"Die Übernahme moralischer Verantwortung, sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen", das hätte von ihm kommen müssen, sagte Sauerland in einem Interview mit dem WDR, das auch das Zeitmagazin berichtet. Es tue ihm unendlich leid, dass er dies nicht sofort getan habe.

Der Duisburger Oberbürgermeister hatte nach der Katastrophe keine öffentliche Entschuldigung ausgesprochen und war dafür harsch kritisiert worden. Ein Grund für sein Verhalten sei die Sorge gewesen, womöglich auch juristisch verantwortlich gemacht zu werden. "Und das hat dazu geführt, dass man sprachlos wurde", sagte er in dem Interview.

Während der Loveparade am 24. Juli 2010 war am überfüllten Zugangstunnel zum Veranstaltungsgelände in Duisburg eine Massenpanik ausgebrochen. 21 junge Menschen starben, mehr als 500 wurden verletzt.

Bei der juristischen Aufarbeitung des Unglücks ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung gegen 16 Beschuldigte, darunter auch zahlreiche Mitarbeiter der Stadt. Sauerland ist bislang nicht darunter. Ein Abschluss der Ermittlungen und eine Anklageerhebung sind kurzfristig nicht zu erwarten.

Der Oberbürgermeister führe Gespräche mit Hinterbliebenen der Loveparade-Opfer, sagte sein Sprecher. Was er dort sage und ob er sich dabei entschuldige, werde aber nicht nach außen getragen. In Duisburg sammeln Bürger Stimmen für ein Abwahlbegehren gegen Sauerland. Nach Angaben der Organisatoren haben schon mehr als 10.000 Menschen unterschrieben.

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dpa/AFP/cag
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