Süddeutsche Zeitung

Saudi-Arabien:Riad greift Ziele in Jemen an

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Die Militärkoalition reagiert damit auf die Angriffe auf saudische Ölanlagen. Die Feuerpause der Vereinten Nationen wird damit unterlaufen.

Von Dunja Ramadan, München

In den vergangenen Tagen drehte sich am Persischen Golf - und darüber hinaus - alles um die Frage: Wer steckt hinter den Attacken auf die saudischen Ölanlagen vom vergangenen Samstag? Die schiitischen Huthi-Rebellen aus Jemen, schiitische Milizen im Irak oder doch deren Schutzmacht Iran, die die Anschuldigungen mittlerweile in scharfem Ton zurückweist? Fest steht, weder Saudi-Arabien noch die USA glauben, dass die Angriffe aus Jemen kamen.

Beide zeigen nach Teheran - das Donald Trump nun mit neuen Sanktionen belegte.

Da half wohl auch die eilig einberufene Pressekonferenz nicht, die die Huthi-Miliz nutzte, um die Attacke erneut für sich zu reklamieren - als Vergeltung für den saudischen Militäreinsatz im jemenitischen Bürgerkrieg. General Yahya Sare'e versuchte Zweifel auszuräumen, dass die Miliz zu einer so präzisen und schweren Attacke gar nicht erst in der Lage sei. Immerhin liegen zwischen Anschlagsort und Jemens Grenze fast 1000 Kilometer. Doch Sare'e zufolge sei dem Angriff ein "Planungsprozess auf höchstem Niveau" vorausgegangen. Er lobte seine Streitkräfte, die in "Rekordzeit viele Drohnen produzieren" könnten. Der politische Führer der Huthi gab sich am Freitagabend in einer Fernsehansprache milder. Er kündigte an, Drohnen- und Raketenangriffe auf Saudi-Arabien einzustellen, wenn auch das Nachbarland seine Angriffe beende. "Wir hoffen, dass Riad positiv auf die Initiative reagiert", sagte Mahdi al-Maschat, Präsident des Obersten Politischen Rates der Huthis. Sollte Saudi-Arabien aber mit Luftangriffen fortfahren, hätten die Huthis das Recht, zu reagieren. Zu solchen Angriffen war es in der Nacht auf Freitag gekommen. Rund um die Hafenstadt Hodeidah wurden Produktionsstätten von Sprengstoffbooten und Seeminen der Huthis getroffen, wie die saudische Nachrichtenagentur SPA meldete. Zuvor soll Riad einen Angriff mit einem ferngesteuerten Sprengstoffboot in Roten Meer vereitelt haben. Mit der Eskalation wird die von den UN initiierte Feuerpause für Hodeidah unterlaufen. Im Dezember hatten sich die Konfliktparteien in Schweden auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Vereinbarung galt als erster Durchbruch in den Bemühungen um ein Ende des seit 2015 andauernden Kriegs.

Am Freitag kam es nun im Norden der Stadt Hodeidah, in der 400 000 bis 600 000 Zivilisten leben, zu heftigen Angriffen. Die Huthis sprachen von einer "gefährlichen Eskalation".

US-Außenminister Mike Pompeo beendete seine Reise in die Region derweil mit versöhnlichen Worten. "Wir sind hier, um eine Koalition aufzubauen, die auf Frieden und eine friedliche Lösung abzielt", sagte Pompeo nach Gesprächen in Dschidda und Abu Dhabi. "Und ich hoffe, die Islamische Republik Iran sieht das auch so."

Sein Dienstherr in Washington erhöhte gleichzeitig den Druck und belegte Irans Zentralbank mit Sanktionen. Es seien die schärfsten jemals gegen ein Land verhängten Sanktionen, erklärte US-Präsident Donald Trump am Freitag im Weißen Haus. "Wir haben jetzt alle Einkommensquellen Irans abgeschnitten", sagte Finanzminister Steven Mnuchin. Auch Irans Staatsfonds sei nun mit Sanktionen belegt.

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SZ vom 21.09.2019
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