Süddeutsche Zeitung

Streit um Menschenrechte:Saudi-Arabien weist kanadischen Botschafter aus

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In einem Streit um Menschenrechte hat die Regierung Saudi-Arabiens den kanadischen Botschafter des Landes verwiesen. Gleichzeitig rief die saudische Führung ihren Botschafter in Kanada zu Konsultationen nach Riad zurück. Zudem fror Saudi-Arabien ein erst vor Kurzem geschlossenes Handelsabkommen mit Kanada ein. Die kanadischen Stellen kommentierten den Fall zunächst nicht. Unklar war zunächst auch, ob Botschafter Dennis Horak sich derzeit in Saudi-Arabien aufhält.

Anlass war ein Tweet der kanadischen Außenministerin Chrystia Freeland zum Schicksal der Aktivistin Samar Badawi, deren Freilassung sie forderte. Badawi ist die Schwester des inhaftierten Bloggers Raif Badawi. Seine Frau lebt in Kanada und wurde vor Kurzem kanadische Staatsbürgerin. Kanada äußerte sich am Freitag besorgt über die Verhaftung und rief die saudi-arabische Führung auf, sie unverzüglich wieder freizulassen.

Saudi-Arabien verbat sich daraufhin jegliche Einmischung in die Innenpolitik des Landes. Selber greife es auch nicht in die Belange anderer Staaten ein. "Jeder weitere Schritt Kanadas in diese Richtung erlaubt es uns, uns in die Innenpolitik Kanadas einzumischen", hieß es in einer Mitteilung Saudi-Arabiens weiter.

Die Aktivistin Badawi war nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit einer Mitstreiterin festgenommen worden. Gemeinsam hatten sie jahrelang für das Recht gekämpft, in dem ultrakonservativen Königreich Auto fahren zu dürfen, berichtete die Organisation. Die Festnahmen seien ein Signal, dass das saudische Königshaus jeden friedlichen Widerspruch gegen seine autokratische Herrschaft als Bedrohung verstehe. Seit Ende Juni ist Frauen das Autofahren in Saudi-Arabien erlaubt.

Mitte Mai waren zunächst mindestens 17 Aktivisten festgenommen worden, von denen einige zwischenzeitlich wieder freigelassen wurden. Das harte Vorgehen des Staates in einer Phase der Öffnung erklären Experten damit, dass die Staatsführung die volle Kontrolle über die Reformen behalten will.

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SZ.de/dpa/AFP/Reuters/jael
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