Süddeutsche Zeitung

Russland:Zug um Zug

Die Nato steckt in der Defensive. Russland nutzt jede Gelegenheit zur Demonstration seiner Stärke.

Von Stefan Kornelius

Fraglos hat Wladimir Putins Intervention in der Ukraine und in Syrien zwei klare Botschaften bei der Nato hinterlassen: Erstens wird Russland immer schneller handeln als erwartet. Und zweitens wird es das entschlossener tun, als die Nato je dazu imstande wäre. Unterm Strich blieb der Allianz die frustrierende Botschaft: Zieht euch warm an und rechnet mit dem Undenkbaren.

Zwei Monate vor dem symbolbeladenen Nato-Gipfel in Warschau geht dieses Spiel aus Überraschung und Entschlossenheit munter weiter. Ob in Überflügen, Militärmanövern oder Rüstungsbeschlüssen: Russland ist der Nato immer einige Schritte voraus. Reagiert das Bündnis auf eine Eskalation, dreht Russland die Schraube weiter und strickt auch noch einen Vorwurf daraus. Jüngstes Beispiel sind die Übungs-Bataillone (à 500 bis 1000 Mann), die das westliche Bündnis im Baltikum und in Polen hinein und hinaus rollieren will (und dort eben bewusst nicht stationiert). Russland erwidert mit der Stationierung von drei Divisionen mit einer Stärke von je 4000 bis 10 000 Mann.

Bei den Baltikums-Bataillonen handelt es sich um Symboltruppen ohne militärische Relevanz. Im Kalten Krieg sprach man von Stolperdraht-Einheiten. Eine Invasion könnten sie niemals aufhalten. Drei Divisionen sprechen eine andere Sprache. Eine vernünftige Antwort auf die Kommunikation Russlands hat die Nato noch nicht gefunden.

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Quelle:
SZ vom 06.05.2016
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