Süddeutsche Zeitung

Rüstungsindustrie:Unternehmensberater durchleuchten Verteidigungsministerium

Beratung für Beratungsresistente: KPMG soll das Beschaffungswesen im Verteidigungsministerium durchleuchten. Der Rüstungssektor soll neu geordnet werden.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Die Unternehmensberatung KPMG soll den Rüstungssektor im Verteidigungsministerium durchleuchten. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe) bekommt die Gesellschaft den Auftrag, die wichtigsten Rüstungsvorhaben zu analysieren und die Strukturen und Prozesse im Ministerium sowie den nachgeordneten Behörden auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen. In der vergangenen Woche hatten die im Wettbewerb um den Auftrag verbliebenen Beratungsunternehmen noch einmal im Ministerium präsentiert, nun ist die Entscheidung gefallen.

Die Ausschreibung ging auf eine Ankündigung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) aus dem Februar zurück. Damals hatte sie den für Rüstung zuständigen Staatssekretär Stéphane Beemelmans entlassen. Die Überprüfung der wichtigsten Rüstungsprojekte ist auch eine Konsequenz aus dem Scheitern der Aufklärungsdrohne Euro Hawk, das im vergangenen Jahr beinahe zum Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers Thomas de Maizière geführt hatte. Das Ministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu der Entscheidung für KPMG äußern. Es muss zunächst die Einspruchsfrist abwarten, Ende des Monats soll die Entscheidung dann offiziell verkündet werden.

Der Rüstungssektor gilt als extrem kompliziert und birgt für den jeweiligen Verteidigungsminister hohe Risiken. Ständig verzögern sich wichtige Projekte, regelmäßig entstehen zusätzliche Kosten. Bislang war es im Ministerium geübte Praxis, heikle Details gar nicht erst an den Minister heranzulassen. Von der Leyen will das ändern und über den Stand der wichtigsten Projekte laufend informiert werden, um die Risiken stets im Blick zu behalten. Die Überprüfung durch die Unternehmensberatung soll ein erster Schritt zur Neuordnung des Rüstungssektors sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2007628
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche Zeitung vom 20.6.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.