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Regionalwahlen in Italien:Berlusconi droht Unheil

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Es ist nicht genug, dass der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi bei den Regionalwahlen mit einer herben Schlappe rechnen muss: In seiner Post fanden sich nun Drohungen - und eine Kugel.

In Italien haben Unbekannte einen Drohbrief an Regierungschef Silvio Berlusconi geschickt. Der Brief an Berlusconi und andere führende Politiker seiner Partei Volk der Freiheit (PDL) sei in der Post von Linate, einem Vorort von Mailand, entdeckt worden, teilte die Polizei mit.

Die Sendung sei an Berlusconis Privatadresse in der Gegend von Mailand geschickt worden und habe eine Kugel enthalten. Die Absender drohten Berlusconi, er werde "wie eine Maus enden".

Weiter ging in einem Sortierzentrum der Post in Mailand ein mit einem Sprengsatz versehenes Paket in Flammen auf, das an Innenminister Roberto Maroni gerichtet war. Dabei sei ein Mitarbeiter der Post leicht verletzt worden. Dem Politiker der rechten Partei Lega Nord sei in einem beigefügten Drohbrief vorgeworfen worden, nichts gegen Vergewaltigungen in Sammellagern für illegal Eingewanderte zu unternehmen.

Die Gruppe Informelle Anarchistische Föderation (FAI) bekannte sich nach Angaben der Präfektur zu der Drohsendung an den Minister. Der FAI wurde bereits angelastet, im Dezember in der Mailänder Bocconi-Universität einen Brandsatz deponiert zu haben.

In Italien finden am Sonntag und Montag Regionalwahlen statt. Es ist der letzte Urnengang vor den für 2013 geplanten Parlamentswahlen, daher gilt die Abstimmung als wichtiger Testlauf für Berlusconi gilt. Doch schwindende Beliebtheit und gleich mehrere Skandale machen dem italienischen Ministerpräsidenten momentan zu schaffen. Die Wirtschaftskrise, ein neuer Korruptionsskandal und Ermittlungen über mögliche Einflussnahmen auf Fernsehberichterstattung haben Berlusconis Popularität sinken lassen.

Er muss nicht nur mit einer erstarkenden Linken, sondern auch mit Gewinnen seiner konservativen Partner auf Kosten seiner Partei PDL rechnen. Die Lega Nord möchte ihre Erfolgsgeschichte in Norditalien fortsetzen und durch Stimmengewinne ihren Einfluss ausbauen, wodurch sie möglicherweise auch mehr Ministerposten im Kabinett in Rom bekommen könnte.

Innerhalb der PDL schickt sich Parlamentspräsident Gianfranco Fini an, seinen Anspruch auf die Nachfolge des 73 Jahre alten Ministerpräsidenten zu festigen. Die Gründung seiner neuen Bewegung Generation Italien wurde als direkte Herausforderung von Berlusconis Führungsanspruch verstanden.

Doch so leicht gibt sich Berlusconi nicht geschlagen. Er tut das, was er bei sinkender Beliebtheit immer getan hat: Er geht zum Angriff über und spielt seinen Charme aus. Seitdem ist er wieder öfter im Fernsehen zu sehen. Zwar sendet die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt RAI vor den Wahlen keine politischen Formate, in den Medien von Berlusconi ist das aber nicht der Fall.

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