Süddeutsche Zeitung

Rechte Ausschreitungen in Leipzig:Haftstrafen nach Randalen in Connewitz

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Nach den schweren Ausschreitungen von Rechtsradikalen im Leipziger Stadtteil Connewitz vor mehr als zweieinhalb Jahren hat das Amtsgericht Leipzig erstmals zwei Angeklagte verurteilt. Wie ein Gerichtssprecher mitteilte, seien die beiden 26 Jahre alten Männer wegen besonders schweren Landfriedensbruchs schuldig gesprochen worden. Sie müssen für jeweils ein Jahr und acht Monate ohne Bewährung ins Gefängnis.

Hooligans und Mitglieder der rechten Szene hätten sich verabredet, um randalierend durch den links-alternativen Stadtteil Connewitz zu ziehen, sagte Richter Marcus Pirk. Die Angeklagten seien zumindest Teilnehmer der gewalttätigen Gruppe gewesen, das erfülle den Straftatbestand des Landfriedensbruchs. Damit folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert. Sie kündigten noch im Gerichtssaal Rechtsmittel gegen das Urteil an.

Oberbürgermeister sprach von "offenem Straßenterror"

Zeitgleich zu einem Aufmarsch der fremdenfeindlichen Legida-Bewegung in der Leipziger Innenstadt hatten am 11. Januar 2016 rund 250 überwiegend vermummte rechte Hooligans und Neonazis im Stadtteil Connewitz randaliert. Sie waren unter anderem mit Äxten, Eisenstangen und Holzlatten bewaffnet. In dem alternativen Stadtteil zündeten sie Feuerwerkskörper, warfen Scheiben von Geschäften ein und versuchten, Barrikaden zu errichten. Es entstand ein Sachschaden von rund 113 000 Euro.

Die Polizei nahm 211 Rechte vorübergehend in Gewahrsam. Fünf Beamte wurden bei den Ausschreitungen verletzt. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sprach damals von "offenem Straßenterror".

Der Prozess gegen die beiden Männer steht am Anfang einer ganzen Reihe von Verfahren. In den kommenden Monaten stehen insgesamt 202 Beschuldigte in der Regel zu zweit vor Gericht. Einige Verfahren wurden an andere Gerichte unter anderem in Torgau und Eilenburg sowie an die Generalstaatsanwaltschaft Dresden abgegeben.

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