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Protest gegen Arbeitsmarktreform:Hunderttausende Franzosen demonstrieren gegen Macron

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Hunderttausende Menschen in Frankreich sind am Dienstag gegen die geplante Arbeitsmarktreform von Präsident Emmanuel Macron auf die Straße gegangen. Das Innenministerium sprach am Abend von 223 000 Teilnehmern landesweit, die Organisatoren der Gewerkschaft CGT gingen von 400 000 Teilnehmern aus.

Der erste landesweite Protesttag gegen die Arbeitsmarktreform war ein wichtiges Stimmungsbild für Macron, der trotz sinkender Umfragewerte an seinem Reformkurs festhält. Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich will er Unternehmen mehr Spielraum und Sicherheit geben. Unter anderem sollen Kündigungen erleichtert und Abfindungen gedeckelt, Arbeitnehmervertretungen zusammengelegt und Betriebsvereinbarungen gestärkt werden. Während Arbeitgeberverbände die Reform begrüßen, kritisieren die Gewerkschaften das Vorhaben als "sozialen Rückschritt". Sie fürchten, dass Macrons Reform eine Aufweichung des Arbeitnehmerschutzes nach sich zieht und ihre Arbeitsplätze gefährden könnte.

Die weit links stehende CGT hatte für Dienstag fast 200 Protestkundgebungen im ganzen Land angekündigt; die Menschen gingen vor allem in den Großstädten Paris, Marseille und Lyon sowie in den südfranzösischen Städten Toulouse, Bordeaux und Nizza, im bretonischen Rennes und in der Hafenstadt Le Havre auf die Straße. An den Demonstrationen nahmen auch eine Reihe von Politikern teil, unter ihnen die bei der Präsidentschaftswahl gescheiterten linken Politiker Jean-Luc Mélenchon und Benoît Hamon.

Die Demonstranten skandierten unter anderem "Macron, du bist erledigt, die Faulenzer sind in den Straßen" und hielten Schilder mit Aufschriften wie "Faulenzer aller Länder, vereinigt euch" oder "Faulenzerin im Ruhestand" hoch. Sie spielten damit auf eine Äußerung des sozialliberalen Staatschefs an, der Gegner seiner Reformpolitik kürzlich als "Faulenzer" bezeichnet hatte.

Bei den Protesten gab es vereinzelte Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten. In Paris bewarfen Menschen die Sicherheitskräfte mit Wurfgeschossen, die Polizei setzte Tränengas und einen Wasserwerfer ein. Das Innenministeriums sprach abends von 13 vorläufigen Festnahmen. Macron selbst war am Protesttag nicht in Frankreich. Er flog in die französischen Überseegebiete, die von Hurrikan "Irma" verwüstet worden waren.

Die Gegner von Macrons Arbeitsmarktreform haben bereits für den 21. und 23. September zu neuen Demonstrationen aufgerufen. Am 22. September sollen die Verordnungen für die Reform im Kabinett beschlossen werden, sie können bald darauf in Kraft treten.

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