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Peru:Keiko Fujimori muss in Peru in die Stichwahl

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Keiko Fujimori hat die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Peru gewonnen. Nachdem zwei Fünftel der Stimmen ausgezählt sind, kommt die konservative Kandidatin der Wahlbehörde ONPE zufolge auf etwa 39 Prozent. Da Fujimori damit die absolute Mehrheit deutlich verfehlt, muss sie sich Anfang Juni einer Stichwahl stellen.

Ihr Herausforderer ist der Neoliberale Pablo Kuczynski, mit etwa 24 Prozent der Stimmen liegt er auf dem zweiten Platz. Die linke Kandidatin Verónika Mendoza, der zuvor Chancen auf die Stichwahl eingeräumt worden waren, kommt auf nur rund 17 Prozent.

Das Ergebnis spiegelt sich auch bei der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahl wieder. Fujimoris Partei "Fuerza Popular" (übersetzt etwa "Kraft des Volkes") wird laut Hochrechnungen mit etwa 60 von insgesamt 130 Sitzen stärkste Kraft, Kuczynskis "Peruanos por el Kambio" (übersetzt Peruaner für den Wechsel) stellen voraussichtlich 27 Abgeordnete.

Peru streitet über Fujimori

Bis zur Stichwahl um das Präsidentenamt Anfang Juni dürfte es in Peru hitzige Diskussionen geben. Die Kandidatur von Keiko Fujimori spaltet das Land, was vor allem an ihrem umstrittenen Vater liegt. Alberto Fujimori, von 1990 bis 2000 Staatspräsident, wird von einigen Peruanern als großer Anti-Terror-Kämpfer gefeiert, weil er erfolgreich gegen die maoistische Guerrilla-Organisation "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) vorging, die vor allem in den 1980er Jahren das Land erschütterte.

Andere werfen ihm diktatorische Züge vor, da er 1992 für einige Monate die demokratischen Institutionen des Landes entmachtete. Wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruptionsfällen verbüßt er zudem derzeit eine Haftstrafe von 25 Jahren. Mit der Politik ihres Vaters ist Keiko Fujimori eng verbunden. Nach der Scheidung ihrer Eltern wurde sie im April 1994 offiziell zur "First Lady" Perus ernannt.

Unter anderem wegen dieser Vergangenheit gab etwa die Hälfte der Peruaner in Meinungsumfragen an, Fujimori keinesfalls wählen zu wollen. Befürworter versprechen sich von einer Präsidentin Fujimori eine harte Hand angesichts steigender Kriminalitätsraten. Außerdem kündigte die Konservative an, durch Deregulierungen für mehr Wirtschaftswachstum sorgen zu wollen.

Angriff auf sechs Soldaten

Deregulierungen sind auch dem derzeit zweitplatzierten Kuczynski nicht fremd. Als Wirtschaftsminister von 2001 bis 2005 verfolgte der 77-Jährige einen neoliberalen Kurs, zuvor arbeitete er unter anderem als Lobbyist für Erdöl- und Gasfirmen.

Der amtierende Staatschef Humala durfte sich nicht zur Wiederwahl stellen. Seine Partei, die Partido Nacionalista Peruano, hatte ihren Kandidaten zurückgezogen, weil er in Umfragen klar unter der Fünf-Prozent-Hürde lag.

Rund 170 000 Polizisten und Militärs standen zur Sicherheit des Urnengangs bereit. Bei einem Angriff auf Militärs, die Wahllokale bewachen sollten, wurden am Samstag sechs Uniformierte und ein ziviler Fahrer im ostperuanischen Departement Junín getötet. Das Heereskommando identifizierte die Täter als Mitglieder einer Splittergruppe der größtenteils zerschlagenen Guerilla Sendero Luminoso. Der Amtsantritt des neuen Staatschefs, dessen Amtszeit bis 2021 läuft, ist für den 28. Juli angesetzt.

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