Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Anti-Terror-Ermittlungen nach Angriff in Pariser Polizeipräfektur

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Nach der tödlichen Messerattacke im Pariser Polizeihauptquartier haben Anti-Terror-Spezialisten die Ermittlungen übernommen. Das bestätigte die Pariser Staatsanwaltschaft. Es werde sowohl wegen Mordes und versuchten Mordes als auch wegen Terror-Verdachts ermittelt. Zuvor seien unter anderem der Computer und das Mobiltelefon des Verdächtigen untersucht worden. Seine Witwe und Zeugen habe man befragt. Die Ehefrau des Mannes war nach der Tat in Polizeigewahrsam genommen worden.

Ein Mitarbeiter des Polizeihauptquartiers im Herzen von Paris hatte am Donnerstag vier Menschen mit einem Messer getötet. Bei den Opfern handelt es sich um drei Männer und eine Frau. Der Angreifer wurde erschossen. Ein junger Kollege, der erst seit wenigen Tagen im Polizeihauptquartier arbeitet, habe den Angreifer gestoppt, sagte Polizeipräsident Lallement. Er betonte außerdem, dass die Sicherheitsbedingungen in dem Gebäude ausreichend streng seien und nicht infrage gestellt würden.

Der mutmaßliche Täter war seit 2003 bei der Polizei

Über das Motiv des Mannes war in Frankreich gerätselt worden. Medien berichteten, dass der 45-jährige Angreifer 2017 zum Islam konvertiert sei. Am Freitagmorgen hatte eine Regierungssprecherin noch erklärt, dass es bisher keine Hinweise auf eine Radikalisierung des Angreifers gebe. "Nur weil Sie ein Muslim sind, bedeutet das nicht, dass Sie ein Terrorist sind", sagte Ndiaye. Der Pariser Polizeipräsident Didier Lallement hatte am Nachmittag gesagt, dass keine Hypothese bei den Ermittlungen ausgeschlossen werden könne.

Der mutmaßliche Täter sei als Informatiker bei der Polizei tätig gewesen und habe seit 2003 dort gearbeitet, sagte Polizeipräsident Lallement. Er war in einer als sensibel geltenden Abteilung der Polizeibehörde eingesetzt, die sich auch mit geheimdienstlichen Themen befasste. Ein Polizei-Gewerkschafter beschrieb ihn als vorbildlichen Beamten, der von seinen Kollegen sehr geschätzt worden sei.

Der in dieser Form beispiellose Fall löste in Frankreich Entsetzen und Trauer aus. Die Polizeipräfektur sei mit dem Angriff so schwer wie nie zuvor getroffen worden, hieß es. Am Vormittag versammelten sich zahlreiche Menschen vor dem Hauptquartier auf der Seine-Insel Île de la Cité zu einer Schweigeminute. Dort wurde auch ein Kondolenzbuch ausgelegt.

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