Süddeutsche Zeitung

Ostafrika:"Hotel Ruanda"-Star soll vor Gericht gestellt werden

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Der einstige Hotelmanager Paul Rusesabagina soll während des Genozids 1994 mehr als 1200 Menschen Zuflucht gewährt haben. Ruandas Präsident bezeichnet ihn jetzt als Anführer von Terroristen.

Ruandas Präsident Paul Kagame hat den festgenommenen einstigen Hotelmanager Paul Rusesabagina als Anführer von Terroristen bezeichnet. Der durch den Hollywood-Film "Hotel Ruanda" weltweit berühmt gewordene Mann leite "eine Gruppe Terroristen, die Ruander getötet haben", sagte Kagame am Sonntag. Er müsse für diese Straftaten bezahlen. "Rusesabagina hat Blut an seinen Händen." Allerdings versicherte der Staatschef, dass er ein faires Verfahren bekommen werde.

Rusesabagina war vor einigen Tagen wegen Terror-Vorwürfen festgenommen worden. Er leitete während des Genozids 1994 ein Hotel in der Hauptstadt Kigali, dabei soll er mehr als 1200 Menschen Zuflucht auf dem Hotelgelände gewährt und ihre Leben gerettet haben. Dies wurde in "Hotel Ruanda" verfilmt. Allerdings wird diese Erzählung von der Regierung und einigen Überlebenden bestritten.

Rusesabagina ist scharfer Kritiker von Kagame. Er ist ein Anführer der MRCD, einer Gruppe politischer Parteien, die der ruandischen Regierung gegenüber kritisch eingestellt ist und sich im Exil befindet. Die MRCD hat einen bewaffneten Arm, die NLF, die mit einigen Angriffen in Ruanda in Verbindung gebracht wurde.

Rusesabaginas Familie sagt, die Vorwürfe seien erfunden. Er sei vor vielen Jahren zur Zielscheibe geworden, weil er die ruandische Regierung kritisiert habe, sagte seine Tochter Carine Kanimba der Deutschen Presse-Agentur. Bislang hätten Familienmitglieder und sein Anwalt Rusesabagina nicht sehen dürfen. Die Familie glaubt, dass der Regierungskritiker bei einem Besuch in Dubai entführt wurde. Er wäre niemals wissentlich in einem Flugzeug in die ruandische Hauptstadt Kigali gereist, sagte seine Tochter.

Bei dem Völkermord 1994 wurden mehr als 800 000 Tutsi und gemäßigte Hutu getötet. Kagame wird dafür gelobt, nach dem Genozid für Versöhnung, Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt zu haben. Allerdings hat er die Meinungs- und Pressefreiheit sowie Oppositionsarbeit stark eingeschränkt. Viele Kritiker Kagames und Oppositionelle befinden sich heute im Ausland.

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