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Amnesty International:Seit Jahresbeginn wurden in Niger mehr als 60 Kinder ermordet

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Für die Gewalt in dem westafrikanischen Land werden die Ableger der islamistischen Organisationen "Islamischer Staat" und al-Qaida verantwortlich gemacht, heißt es in einem Bericht von Amnesty International.

In Niger werden laut Amnesty International immer mehr Kinder Opfer von tödlicher Gewalt. In der Region im Westen des Landes, die an Mali und Burkina Faso angrenzt, würden Mädchen und Jungen von bewaffneten Gruppen verschleppt und getötet, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Die Gewalt sei seit Anfang des Jahres erheblich eskaliert. Mehr als 60 Kinder wurden demnach seitdem ermordet. "In Nigers Region Tillabéri wächst eine ganze Generation inmitten von Tod und Zerstörung auf", sagte die Afrika-Expertin der Organisation, Franziska Ulm-Düsterhöft.

Verantwortlich für die Gewalt seien vor allem der sogenannte Islamische Staat in der Großsahara (ISGS) und der Al-Qaida-Ableger im Sahel (JNIM). Beide Gruppen hätten Kriegsverbrechen begangen, Zivilisten ermordet und Schulen angegriffen. Viele Kinder seien nach den tödlichen Attacken auf ihre Dörfer traumatisiert. "In einigen Gebieten ist es Frauen und Mädchen untersagt, das Haus zu verlassen, da sie Gefahr laufen, entführt oder mit Kämpfern zwangsverheiratet zu werden", erklärte die Organisation. Für die meisten Tötungen scheine der ISGS verantwortlich zu sein. Auch die Rekrutierung von Jungen von etwa 15 bis 17 Jahren durch JNIM hat laut dem Bericht deutlich zugenommen.

Nach dem Rückzug nigrischer Behörden und Sicherheitskräfte aus großen Teilen der Region seien die Kinder schutzlos auf sich allein gestellt, sagte Ulm-Düsterhöft. "In einigen Fällen haben nigrische Sicherheitskräfte der Bevölkerung zudem durch willkürliche Inhaftierungen und willkürliche Tötungen zusätzliches Leid angetan." Zudem schilderten Zeuginnen und Zeugen, wie die nigrischen Sicherheitskräfte trotz eingehender Notrufe häufig erst lange nach den Überfällen einträfen.

Die nigrische Regierung müsse die Kinder besser schützen, und die europäischen Länder, die im Sahel militärisch aktiv sind, müssten die nigrischen Behörden dabei unterstützen, forderte die Organisation. Die EU unterstützt die fünf Sahel-Staaten Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger bei der Bekämpfung islamischer Extremisten. Auch Deutschland hat Soldaten in der Region, vor allem in Mali. Durch die extremistische Gewalt sind im Sahe Millionen von Menschen auf der Flucht.

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SZ/epd/kler
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