Süddeutsche Zeitung

Neue Wikileaks-Veröffentlichung:Peinliche Depeschen

Lesezeit: 1 min

"Hillary Clinton wird einen Herzinfarkt bekommen": Wikileaks plant offenbar, geheime Diplomaten-Telegramme zu veröffentlichen. Die Dokumente könnten auch für Regierungen in Europa unangenehm sein.

Janek Schmidt

Die Enthüllungs-Plattform Wikileaks plant offenbar die Veröffentlichung von Diplomaten-Telegrammen mit Korruptionsvorwürfen und Berichten über geheime Regierungsabsprachen in verschiedenen Ländern. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von drei Personen, die über die Geheimdokumente Bescheid wissen.

Demnach bereitet Wikileaks für die kommenden Tage - eventuell bereits für dieses Wochenende - eine Veröffentlichung von lange erwarteten Papieren vor. Dabei handelt es sich mutmaßlich um Korrespondenz zwischen amerikanischen Botschaften und dem US-Außenministerium. Reuters zufolge enthalten die Depeschen Korruptionsvorwürfe gegen ausländische Regierungen. Demnach tauchen darin Politiker aus Russland, Afghanistan und früheren Sowjetrepubliken auf. Eine der drei Personen, die über die Papiere Bescheid weiß, sagte zu Reuters, die Dokumente enthielten auch Berichte von US-Diplomaten in Europa und Ostasien, die für dortige Regierungen unangenehm seien.

So warnte am Mittwoch auch der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, "die Enthüllungen sind schädlich für die Vereinigten Staaten. Sie werden zu Spannungen in unseren Beziehungen führen". Zuvor hatten amerikanische Botschaften Berichten zufolge ausländische Regierungen auf die mögliche Veröffentlichung vorbereitet, um einen größeren Image-Schaden abzuwenden.

Erste Gerüchte um die Telegramme waren bereits im Juni aufgekommen, als ein Internet-Chat zwischen dem US-Soldaten Bradley Manning mit einem amerikanischen Hacker auftauchte. Zwar ist nicht sicher, ob die Unterhaltung tatsächlich so stattfand, oder ob das Protokoll geändert wurde. Jedenfalls berichtet Manning darin von angeblich 260000 Diplomaten-Telegrammen.

US-Außenministerin Hillary Clinton werde einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie die Dokumente eines Morgens im Internet sehe, soll Manning geprahlt haben. Ihm zufolge zeigten die Papiere "fast kriminelle politische Deals". Für Manning endete die Unterhaltung fatal, da er kurz darauf verhaftet wurde. Bald könnte bekannt werden, was ihn damals so faszinierte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1028395
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.11.2010
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.