Süddeutsche Zeitung

Nahost-Friedensgespräche in Washington:Schalom, Salam und Peace

Palästinenserpräsident Abbas und Israels Premier Netanjahu haben sich einen Wettkampf geliefert, wer öfter das Wort Frieden in den Mund nimmt. Doch der Nahe Osten braucht mehr als nette Worte.

Peter Münch

Gerade im Heiligen Land fällt der Frieden nicht vom Himmel - es ist vielmehr ein hartes Stück Arbeit gewesen für die US-Regierung, die nahöstlichen Kontrahenten wieder an den Verhandlungstisch zu bugsieren.

Doch kein Schweiß und keine Tränen sollten die Eröffnungszeremonie trüben, zu der Hillary Clinton den israelischen Premier Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Machmud Abbas im Washingtoner Außenministerium empfangen hat.

Jeder wusste, was zu tun war, jeder spielte seine Rolle, und im Wettbewerb, wer am häufigsten das F-Wort unterbrachte in seiner Rede, hat Netanjahu eindeutig gewonnen. Gleich dreisprachig beschwor er den Frieden: Schalom, Salam und Peace.

All die freundlichen Worte und Gesten konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Protagonisten beim Auftakt der ersten direkten Friedensgespräche seit fast zwei Jahren nicht miteinander, sondern aneinander vorbeigeredet haben.

Der israelische Regierungschef betonte, worauf es ihm ankommt in diesen Verhandlungen: auf die Themen Sicherheit und die Anerkennung Israels als "jüdischer Staat", womit dem von den Palästinensern geforderten Rückkehrrecht für Flüchtlinge ein Riegel vorgeschoben werden soll. Abbas dagegen sprach vom Ende des Siedlungsbaus, und unausgesprochen schwang da schon wieder die Drohung vom baldigen Abbruch der Gespräche mit.

Zelebriert wurde zwar die Hoffnung, unübersehbar aber blieben die Hindernisse. Hillary Clinton tat also gut daran, am Ende der kurzen Feierlichkeit die Verhandlungspartner zu ermahnen, jetzt sei es an der Zeit, an die Arbeit zu gehen. Auf dem Programm stehen Schweiß und Tränen.

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Quelle:
SZ vom 03.09.2010
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