Süddeutsche Zeitung

Nach Militärputsch:UN-Sicherheitsrat verurteilt Gewalt in Myanmar

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Der Rat fordert das Militär zur "äußersten Zurückhaltung" auf. Menschenrechtlern geht das nicht weit genug. Amnesty International wirft der Junta vor, Kriegswaffen gegen Demonstranten einzusetzen.

Der UN-Sicherheitsrat hat die Gewalt gegen friedliche Demonstranten in Myanmar scharf verurteilt. Alle Festgenommenen müssten sofort wieder freigelassen werden, forderte das Gremium in einer Stellungnahme nach einer kurzfristig angesetzten Sitzung am Mittwoch. Das Militär forderte der Rat zur "äußersten Zurückhaltung" auf. Die Situation werde weiter genau beobachtet, kündigten die 15 Mitglieder an.

Zuvor hatte die UN-Sonderbeauftragte für Myanmar, Christine Schraner Burgener, den Sicherheitsrat bei einer Sondersitzung am Freitag nach dem Putsch in dem asiatischen Land zum Handeln aufgerufen.

Amnesty International wirft der Militärjunta in Myanmar unterdessen vor, mit Kriegswaffen gegen die demonstrierende Bevölkerung vorzugehen. Dafür habe man 55 Videos analysiert, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Etliche dokumentierte Tötungen kämen außergerichtlichen Hinrichtungen gleich. Daran seien einige militärische Einheiten beteiligt, denen bereits Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an ethnischen Minderheiten vorgeworfen worden seien.

Tödliche Taktiken und Waffen wie ansonsten auf Schlachtfeldern üblich würden nun im ganzen Land zunehmend gegen friedlich Protestierende und Passanten eingesetzt, kritisierte Amnesty. So werde mit scharfer Munition wahllos in Menschenmengen gefeuert. "Diese militärischen Taktiken in Myanmar sind nicht neu, allerdings wurden die Mordserien noch nie live übertragen, so dass die Welt Zeuge wird", sagte die Amnesty-Direktorin für Krisenbewältigung, Joanne Mariner.

Am 1. Februar hatte das Militär gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November mit klarem Vorsprung gewonnen. Seit dem Putsch wurden den Aktivisten der "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" zufolge mehr als 60 Menschen bei Protesten getötet und bis Dienstagabend fast 1940 Menschen festgenommen.

Angesichts der steigenden Todeszahlen müssten der UN-Sicherheitsrat und die internationale Gemeinschaft mehr tun als Besorgnis zu äußern, fordert Amnesty International. Es müsse unverzüglich gehandelt werden, um die Verstöße zu stoppen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

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