Süddeutsche Zeitung

Gewalt bei Protesten:Myanmars Junta will keine Kugeln mehr gegen Demonstranten einsetzen

Mindestens 18 Menschen wurden am Wochenende getötet. Der internationale Druck wächst und im Land wird eine neue Protestwelle erwartet. Nun soll zumindest keine scharfe Munition mehr verwendet werden.

Zahlreiche Regierungen haben die Gewalt gegen die Demonstranten in Myanmar scharf verurteilt. Das Militär sieht sich nun offenbar gezwungen, zumindest teilweise einzulenken. Die Sicherheitskräfte, die für tödliche Angriffe auf Anti-Putsch-Demonstranten am Wochenende verantwortlich sind, werden gebeten, keine scharfe Munition zu verwenden. Die Ankündigung erfolgte in einer vom Militär produzierten Sendung.

Myanmar hatte am Sonntag seinen tödlichsten Tag seit dem Putsch vom 1. Februar erlebt. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mindestens 18 Demonstranten getötet und 30 weitere verletzt. Das Militär sagte am Montag auch, dass mehr als 1300 Demonstranten während der landesweiten Demonstrationen festgenommen wurden.

Nachdem ein Gericht in Myanmar zusätzliche Anklagen gegen die inhaftierte Aung San Suu Kyi erhoben hatte, wird an diesem Dienstag eine neue Welle an Demonstrationen erwartet. Bei einer Gerichtsanhörung in der Hauptstadt Naypyidaw sei die Staatsrätin am Montag wegen "Aufruhr" sowie Verstößen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen angeklagt worden, berichten myanmarische Medien.

Die steigende Zahl der Todesopfer könnte den Druck auf Regierungen auf der ganzen Welt erhöhen, mehr gegen Myanmars Generäle vorzugehen, die sich im November geweigert haben, einen Erdrutsch-Wahlsieg der politischen Partei von Aung San Suu Kyi anzuerkennen.

Auch die deutsche Bundesregierung hatte das gewaltsame Vorgehen von Militär und Polizeikräften in Myanmar auf das Schärfste verurteilt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte zudem, dass die Botschafterin Myanmars einbestellt worden sei.

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