Süddeutsche Zeitung

Corona-Schnelltests:Zweifelhafte Corona-Tests: Vier Stationen in München geschlossen

Lesezeit: 2 min

Die Stadt München hat vier Stationen eines privaten Betreibers geschlossen. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums gibt es "Zweifel an der Zuverlässigkeit der Testergebnisse".

Von Klaus Ott, München

Fragwürdige Zustände bei privaten Anbietern von Corona-Schnelltests führen nun auch in München zu einem harten Durchgreifen der Behörden. Das Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt hat am Freitagabend alle vier Test-Stationen eines privaten Betreibers geschlossen.

Der Grund: "Zweifel an der Zuverlässigkeit der Testergebnisse" in einer der vier Stationen. Das teilte das bayerische Gesundheitsministerium auf Anfrage mit. Eine unangemeldete Kontrolle des Gesundheitsreferats am Freitagnachmittag bei einer der vier Stationen hatte zu diesen Zweifeln und zu der Schließung aller vier Stationen geführt. Es geht darum, ob jemand ohne Test ein negatives Testergebnis erhalten kann. Solche Fälle scheinen in München häufiger vorzukommen.

Bescheinigung ohne getestet worden zu sein

Ausgelöst worden war die Kontrolle durch eine Beschwerde des Münchner Rentners H. beim Testbetreiber und beim Gesundheitsministerium. Der Rentner hatte per Mail dem Betreiber und dem cc gesetzten Ministerium vor zwei Wochen mitgeteilt, er habe von der Teststation Seehaus im Englischen Garten bescheinigt bekommen, frei von Corona-Viren zu sein. Er habe sich dort zuvor zwar registrieren lassen, dann aber gar keinen Test gemacht, weil ihm das zu lange gedauert habe.

Ein solcher Missstand könne gefährliche Folgen haben, warnte der Rentner den Betreiber und das Ministerium. Sein Erlebnis bedeute, dass eine möglicherweise infizierte Person ein negatives Testergebnis erhalten und "beliebig Restaurants besuchen und einkaufen" könne. Das möge bitte abgestellt werden, "bevor sich dieser Fehler herumspricht und missbraucht wird".

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte Anfang März mit einer eilig verfügten Verordnung private Test-Betreiber zugelassen, ohne gleichzeitig für Kontrollen zu sorgen. Die Kontrollen werden nun nachgeholt und führen zu immer mehr Hinweisen auf Missstände.

Ob auch bei den vier nun geschlossenen Stationen in München Missstände vorliegen, oder nicht, wird derzeit geprüft. Bei dem Betreiber der Stationen handelt es sich um die Firma Probitatis aus Starnberg. Auf der betreffenden Internetseite Kostenloser Corona Schnelltest in München - jetzt registrieren! (covid-test-muenchen.de) heißt es aktuell: "Vorübergehend geschlossen." Am Freitag waren dort noch alle vier Stationen aufgelistet gewesen, darunter die Teststelle am Seehaus im Englischen Garten.

Dort hatte der Rentner H. nach eigenen Angaben das negative Testergebnis bekommen, obwohl er sich gar nicht habe testen lassen. Dazu erklärte Dominic Post, der Inhaber der Firma Probitatis, auf Anfrage: "Möglicherweise war es so, dass Herr H. mit dem Teströhrchen unbemerkt gegangen ist. Dass jemand vor dem Test aus der Teststation verschwinden könnte und dabei das Röhrchen mitnimmt, das hatten wir nicht auf dem Schirm. Ob das bei Herrn H. so passiert ist, kann ich nicht sagen. Wir prüfen das."

"Durchschnittlich 1000 Tests pro Tag" an vier Stationen

Post bestätigte am Samstagmorgen die Kontrolle am Freitagnachmittag und die anschließende Schließung der vier Stationen. Nach seinen Angaben sind in den vier Stationen "geschätzt durchschnittlich 1000 Tests pro Tag" vorgenommen worden.

Verwirrung gibt es um den Ort der Kontrolle durch das Gesundheitsreferat. Nach Auskunft des Gesundheitsministeriums wurde jene Station geprüft, über die sich der Rentner H. beschwert hat. Das wäre dann der Testort am Seehaus im Englischen Garten gewesen. Nach Darstellung von Probitatis-Inhaber Dominic Post wurde aber eine andere Station kontrolliert, nämlich die an der Hackerbrücke.

Post: "Wir sind dabei, alle Daten auszuwerten, um zu prüfen, ob es zu dem vom Gesundheitsreferat der Stadt München behaupteten Fehler an unserer Teststation an der Hackerbrücke gekommen ist. Und falls ja, wie dieser Fehler passiert ist." Post sagte weiter, er finde es "schade, dass das Gesundheitsreferat nach der Beschwerde von Herrn H. nicht gleich Kontakt mit uns aufgenommen hat, um die Sachlage zu klären."

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