Süddeutsche Zeitung

Nach Anschlag:Alle verletzten deutschen Blauhelm-Soldaten aus Mali ausgeflogen

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Am Freitag hatte ein Selbstmordattentäter eine Patrouille deutscher UN-Soldaten angegriffen und dabei 13 Menschen verletzt - drei davon schwer.

Nach dem Anschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille in Mali sind alle zwölf verletzten deutschen Blauhelmsoldaten zurück in Deutschland . Das zweite Flugzeug mit den restlichen verwundeten Soldaten an Bord landete in der Nacht zu Sonntag in Stuttgart. Sie sollten anschließend ins Bundeswehrkrankenhaus nach Ulm gebracht werden.

In Köln war am Samstagnachmittag bereits eine Maschine der Bundeswehr gelandet. In ihr befanden sich die drei am schwersten verletzten deutschen Blauhelmsoldaten und jene, die liegend transportiert werden mussten. Sie wurden nach Koblenz ins Bundeswehr-Zentralkrankenhaus gebracht. Ihr Zustand war laut Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stabil.

Am Freitagmorgen um 6.28 Uhr Ortszeit hatte ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe eine Patrouille deutscher UN-Soldaten angegriffen und dabei 13 Menschen verletzt. Es handelte sich nach offiziellen Angaben um zwölf Deutsche und einen Belgier. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte am Freitag, von den Deutschen seien drei schwer verletzt, aber mittlerweile in einem stabilen Zustand, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr mitteilte.

Die Soldaten sicherten nach UN-Angaben den Konvoi eines malischen Bataillons. Vorangegangen sei am Vortag die Explosion eines Sprengsatzes, bei der es aber nur Sachschaden an einem Fahrzeug gegeben habe. Der Selbstmordanschlag wurde rund 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao verübt, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind. Zum Zeitpunkt des Angriffs um 8.28 Uhr deutscher Zeit befanden sich die Soldaten noch in einer "Nachtaufstellung", also einer Art schützenden Wagenburg, wie aus einer Information des Einsatzführungskommandos an die Obleute hervorging.

Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche

"Unter Einsatz ziviler Rettungshubschrauber und eines UN-Hubschraubers wurden die Verwundeten nach Gao in französische, chinesische und deutsche Sanitätseinrichtungen verbracht", hieß es weiter. Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an der UN-Mission Minusma beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Der Einsatz soll den Friedensprozess in Mali unterstützen.

In dem Land sind islamistische Terrorgruppen aktiv. 2013 schlug ein massiver französischer Militäreinsatz ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Auch organisierte Kriminalität und grenzübergreifender Schmuggel sind ein Problem in der Region, über die Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter Richtung Europa laufen.

Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche. Im Raum stand gar die Frage, ob sich Mali nach dem jüngsten Putsch in Richtung radikaler Islamismus bewegt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte eine grundsätzliche Neuausrichtung der französischen Militärpräsenz in der Sahelzone an - und eine Ende des französischen Anti-Terror-Einsatzes "Operation Barkhane". Bilaterale militärische Einsätze mit Mali wurden ausgesetzt, um den Druck auf den Krisenstaat und die Putschisten zu erhöhen. Frankreich - das islamistische Terroristen in der Sahelzone aktiv sucht und angreift - hat immer wieder getötete eigene Soldaten zu beklagen.

Linke-Politiker Gregor Gysi forderte den Abzug der deutschen Soldaten aus Mali. Der Einsatz sei von Anfang an falsch gewesen, sagte Gysi, der außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag ist. "Man musste mit einem solchen terroristischen Angriff rechnen. Die Folgen sind schmerzhaft und extrem bedauerlich." Es sei "höchste Zeit, die Soldaten abzuziehen und sich um eine ernsthafte politische und diplomatische Vermittlung zu bemühen".

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