Süddeutsche Zeitung

Libyer boykottieren die Schweiz:Gaddafi ist beleidigt

Lesezeit: 1 min

Der libysche Staatschef ist beleidigt und verhängt ein Wirtschaftsembargo gegen die Schweiz. Diplomaten hatten sich über Gaddafis Aufruf zum Heiligen Krieg gegen die Schweiz lustig gemacht.

Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi ist beleidigt, weil sich Diplomaten über seinen Aufruf zum Heiligen Krieg gegen die Schweiz lustig machen. Vom US-Außenministerium fordert er nun eine Entschuldigung, weil sich Außenamts-Sprecher Philip Crowley ironisch über seine kämpferischen Reden geäußert hatte. Das libysche Allgemeine Volkskomitee für auswärtige Beziehungen bestellte am Mittwoch die Geschäftsträgerin der US-Botschaft in Tripolis ein, um gegen die Äußerung Crowleys zu protestieren.

Sollte sich das Ministerium weigern, sich bei Gaddafi "offiziell zu entschuldigen", werde dies negative Folgen für die Beziehungen zwischen den beiden Staaten haben, erklärten die Libyer nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur JANA. Gleichzeitig betonte das Volkskomitee, Oberst Gaddafi habe sich seinerseits stets respektvoll über US-Präsident Barack Obama geäußert.

Crowley war am vergangenen Freitag von einem Journalisten gefragt worden, wie das US-Außenministerium von Gaddafis Aufruf zum "Dschihad"" beurteilt. Daraufhin antwortete er, die jüngste Gaddafi-Rede habe ihn an dessen Auftritt vor den Vereinten Nationen im vergangenen September erinnert: "Viele Worte, viel Papier, das überall herumflog - nicht unbedingt viel Vernünftiges."

Am Mittwochabend verlautete aus Regierungskreisen in Tripolis, Libyen werde seine Handelsbeziehungen zur Schweiz abbrechen. Bei einem Treffen von Regierungsvertretern in der Stadt Sirte wurde beschlossen, künftig keine Medikamente mehr aus der Schweiz zu beziehen.

Gaddafi hatte am Donnerstag vergangener Woche in einer Rede vor Präsidenten und Stammesführern aus islamischen Staaten erklärt, der Heilige Krieg ("Dschihad") gegen die Schweiz sei eine Pflicht für die Muslime, weil die Eidgenossen "die Häuser Gottes zerstören".

Damit bezog sich der libysche Revolutionsführer, der nach der vorübergehenden Festnahme seines Sohnes Hannibal in Genf 2008 eine Kampagne gegen die Schweiz begonnen hatte, auf das im vergangenen Jahr per Volksabstimmung beschlossene Verbot für den Bau von Minaretten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.20077
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/segi
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.