Süddeutsche Zeitung

Klimaprotest:Sägen statt kleben

Aktivistinnen der "Letzten Generation" proben in Berlin eine neue Form des Klimaprotests. Ihr Ziel: Der Weihnachtsbaum vor dem Brandenburger Tor.

Hebebühne und Handsäge statt Kleber: Aktivistinnen der "Letzten Generation" haben am Mittwoch eine neue Art des Klimaprotests ausprobiert. Ihr Ziel war der große Weihnachtsbaum vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Mit einer Hebebühne ließen sich zwei Frauen zur Spitze der 15 Meter hohen Nordmanntanne chauffieren und sägten dann die Spitze mit einer Handsäge ab. Oben entrollten sie ein Plakat mit der Aufschrift: "Das ist nur die Spitze des Weihnachtsbaums."

Laut Angaben der Polizei waren zwar Beamte bei dem Vorfall vor Ort, um Aktionen von Klimaaktivisten generell zu verhindern. Allerdings hätten sie zunächst nicht eingegriffen, weil die in Zivil gekleideten Menschen auf der Hebebühne nicht wie Aktivisten aussahen. Erst als sie an der Spitze des Weihnachtsbaums ankamen, hätten sie sich Westen der "Letzten Generation" angezogen und das Banner ausgerollt.

Wieder unten angekommen, ging es weiter in Polizeigewahrsam. "Wir sehen in Deutschland bisher nur die Spitze der darunter liegenden Katastrophe", sagte die Aktivistin Lilli Gomez. Die Deutschen verbrächten die Zeit damit, Geschenke zu kaufen, während der Klimakollaps vor der Tür stehe.

Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, kommentierte das Geschehen so: "Es muss höhere Wissenschaft sein, wenn man denkt, dass man mit dem Absägen der Spitze eines Weihnachtsbaumes etwas Sinnvolles gegen den voranschreitenden Klimawandel unternimmt." Immerhin habe "diese sinnfreie Tat keine direkten Auswirkungen auf die Menschen in dieser Stadt" gehabt. Ermittelt wird nun wegen Sachbeschädigung. Auch diverse Kugeln sollen vom Baum gefallen sein.

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SZ/dpa/rop
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