Süddeutsche Zeitung

Kurzarbeit:Gewagte Entscheidung

Das Instrument kann helfen, lädt aber auch die Falschen ein.

Von Henrike Roßbach

Politik ist manchmal ein schwieriges Geschäft - und manchmal eben auch nicht. Die Verlängerung der Corona-Sonderregeln zur Kurzarbeit gehört definitiv in die zweite Kategorie. Den Willen, in dieser außerordentlichen Krise außerordentlich viel Geld auszugeben, stellen die Regierungsparteien ja schon seit Monaten zur Schau. Noch ein paar Schippchen draufzulegen beim Kurzarbeitergeld war deshalb erwartungsgemäß eine der leichteren Übungen für den Koalitionsausschuss.

Die Kurzarbeit wird mittlerweile als Wunderwaffe für Krisen aller Art verehrt, und in der Tat hat sie schon Wunderbares bewirkt. Die Finanzkrise etwa hat der deutsche Arbeitsmarkt dank ihr verblüffend gut überstanden, und auch in der Corona-Krise sind zwar Millionen Menschen in der Kurzarbeit gelandet, aber deutlich weniger in der Arbeitslosigkeit.

Dass die Koalition aber den Firmen schon jetzt zugesichert hat, die Lockerungen beim Kurzarbeitergeld bis Ende 2021 in Kraft zu lassen - einschließlich der Sozialabgabenbefreiung -, ist nicht nur eine teure, sondern auch eine gewagte Entscheidung. Denn die Konjunktur gibt gerade erste Lebenszeichen von sich, und es besteht die Gefahr, dass zunehmend Betriebe das attraktive Angebot annehmen, die in Wahrheit ganz andere Probleme haben als die Pandemie.

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Quelle:
SZ vom 27.08.2020
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