Süddeutsche Zeitung

Krim:Mehr als ein Stromausfall

Der Blackout ist letztlich Folge einer Krim-Blockade durch ukrainische Aktivisten, Milizen und Krim-Tataren.

Von Cathrin Kahlweit

Kompletter Blackout, Notstand auf der Krim - das ist gefährlich, weil von einem flächendeckenden Stromausfall immer auch Krankenhäuser und Infrastruktur betroffen sind. Für die Bewohner der von Russland annektierten Halbinsel ist die Lage also dramatisch, für Kiew zumindest sehr peinlich.

Denn der Stromausfall ist letztlich Folge einer Krim-Blockade durch ukrainische Aktivisten, Milizen und Krim-Tataren, der Kiew bisher schweigend zugesehen hatte. Die Demonstranten protestierten damit gegen die Unterdrückung der Tataren durch Moskau. Und Kiew hatte nichts dagegen, dem Kreml zu zeigen, dass man - versorgungstechnisch - immer noch am längeren Hebel sitzt. Genau deshalb ist die Sache skandalös. Die ukrainische Regierung hat auf ihr Gewaltmonopol verzichtet und es durch die Duldung der Blockade von Warentransporten in die Hände von paramilitärischen Organisationen gelegt. Gleichzeitig betreiben Russland und die Ukraine auf der Krim, ungeachtet der Sanktionen nach der Annexion, einen florierenden Handel, was die Empörung der ukrainischen Regierung über Moskaus Vorgehen weniger glaubwürdig macht.

Die Vorwürfe der Krim-Tataren sind berechtigt: Moskau gehört wegen seiner Minderheitenpolitik an den Pranger. Gleichzeitig aber muss Kiew eingestehen, dass es sich hinter den Kulissen mit einer russischen Krim zu arrangieren beginnt.

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Quelle:
SZ vom 23.11.2015
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